Jeremy Corbyn, früherer Chef der britischen Labour-Partei, gründet eine eigene politische Bewegung. Wegen Antisemitismus ausgeschlossen, will er seiner Ex-Partei jetzt von linksaußen Konkurrenz machen. Sein Kurs: Gegen das „manipulierte System“ und für ein „freies Palästina“.
Die Zeit sei gekommen für eine „neue Art politischer Partei“, erklärten Corbyn und Co-Gründerin Zarah Sultana, ebenfalls Ex-Labour-Abgeordnete, am Donnerstag. Die Neugründung solle „in unseren Gemeinden, Gewerkschaften und sozialen Bewegungen verwurzelt“ sein. In ihrer Ankündigung griffen sie direkt die aktuelle britische Labour-Regierung an.
Gegen Waffenlieferungen für Israel
Man wolle gegen ein „manipuliertes System“ auftreten, in dem Millionen Kinder in Armut lebten, während für Krieg Milliarden ausgegeben würden. Ziel sei eine „massive Umverteilung von Reichtum und Macht“. Corbyn und Sultana bekannten sich zudem zu einem „freien und unabhängigen Palästina“ und forderten ein Ende „aller Waffenlieferungen an Israel“.
Einen offiziellen Namen der Partei gibt es noch nicht. Sultana kündigte die Neugründung auf X an und rief dazu auf, sich bei einer Website namens „Deine Partei“ zu registrieren. Das sei aber nicht der Name der Partei, betonte sie später in Reaktion auf entsprechende Berichte.
Wegen Antisemitismus ausgeschlossen
Der 76-jährige Corbyn hatte Labour in die Parlamentswahl 2019 geführt, bei der die Partei das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten erzielte. Daraufhin trat er als Parteichef zurück. 2020 schloss Labour Corbyn aus, weil er sich weigerte, die Erkenntnisse eines Untersuchungsausschusses zu akzeptieren, wonach Antisemitismus in den Reihen der Labour-Party unter seiner Führung überhandgenommen hatte.
Bei der Parlamentswahl im Juli 2024 war Corbyn als unabhängiger Kandidat ins Unterhaus gewählt worden. Auch Sultana sitzt dort als unabhängige Abgeordnete.
„Anti-Israel-Partei“
Corbyn selbst fällt seit Jahren immer wieder mit Äußerungen auf, die ihm vielfach den Vorwurf des Antisemitismus einbrachen. So lehnte er es im Oktober 2023 ab, den Terrorangriff der Hamas auf Israel zu verurteilen. Stattdessen forderte er ein Ende der „Besetzung Palästinas“. Entsprechend kritisch wird die Partei-Neugründung aufgenommen. Es sei eine „Anti-Israel-Partei“, titelte die Online-Zeitung „Times of Israel“.
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