In Groß St. Florian

Ein neuer Bahnhof als Tor zur großen, weiten Welt

Groß und Klein kamen zur Eröffnung am Freitag.(Bild: CHRISTIAN FREYDL)

Ende des Jahres geht die Koralmbahn und mit ihr der Bahnhof Weststeiermark in Betrieb. Verantwortliche wittern darin eine große wirtschaftliche Chance für die Region – Anwohner freuen sich über die neue Anbindung bis zu den Kärntner Badeseen. Die „Krone“ hat beim Tag der offenen Tür vorbeigeschaut.

Feste gehören gefeiert, wie sie fallen. Und am Freitag hatten Tausende Weststeirer Grund dazu: Der Region wurde ein Projekt präsentiert, in dem jahrzehntelange Arbeit steckt. Wo einst Wiese war, steht heute der größte neue Bahnhof entlang der Koralmbahn. Am 14. Dezember geht er offiziell in Betrieb, schon jetzt durften Interessierte erstmals das Gebäude betreten.

Unter ihnen auch die Geschwister Johanna Maier und Johann Stoiser: „Wir wohnen gleich in der Nähe und werden unter den Ersten sein, die durch den Tunnel fahren“, sagen sie. Auch die Familie Wieser freut sich: „Wir werden den Bahnhof sicher nützen, um nach Graz in die Stadt zu fahren oder nach Kärnten zum Badesee.“

Johanna Maier und Johann Stoiser freuen sich über die neue Anbindung. (Bild: Freydl Christian)

Ebenso die Familie Wieser.(Bild: Freydl Christian)

Dass das Projekt weitreichende Auswirkungen auf die Region rund um Groß St. Florian hat, wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite sichtbar: Auf zehn Hektar siedelt sich bereits Industrie an. Künftig werden Pendler in 16 Minuten aus Graz anreisen können. Lasse Kraack (Regionalmanagement Südweststeiermark): „Wir haben bereits viele Industriearbeitskräfte in der Region, aber jetzt kann auch das akademische Personal aus den Städten kommen.“

Das originale Bohrschild aus dem Koralmtunnel mit etwa 190 Tonnen bleibt als Landmark.(Bild: CHRISTIAN FREYDL)

3000 Gäste kamen zum Fest
Der Mobilitätsknoten ist über den Zugverkehr hinaus für die Eröffnung gerüstet: Regionalbusse stehen ebenso zur Verfügung wie 450 Park-and-Ride-Parkplätze. Zudem führt ein Radweg vor die Eingangstüre. „Auch die Westbahn, ehemals Graz-Köflacher-Bahn, wird an den Bahnhof Weststeiermark angebunden“, erklärt Herbert Hofer von den ÖBB. Er unterstreicht das große Interesse der Bürger – etwa 3000 nützten die Chance, einen Einblick zu gewinnen.

Bürgermeister Johann Posch (ÖVP) ist stolz auf das Großprojekt.(Bild: CHRISTIAN FREYDL)

Ihnen allen wurde ein buntes Programm von Infoständen über Verpflegung bis zu Kinderunterhaltung und einer Filmpräsentation geboten. Johann Posch, Bürgermeister von Groß St. Florian (ÖVP), freut sich, dass auch Musikkapelle und Feuerwehr zum Event kamen. Letztere steht künftig mit etwa 70 Kräften aus dem Bereich Deutschlandsberg zum Einsatz im Koralmtunnel bereit. Hubert Schneebacher von der Freiwilligen Feuerwehr Michlgleinz: „Im Ernstfall treffen wir uns beim Rüsthaus, fahren gemeinsam zum neuen Bahnhof und anschließend in den Tunnel ein.“ Hierfür wurde ihnen als Portalfeuerwehr ein neues Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Eines wurde an diesem Tag der offenen Tür deutlich: Um ein Projekt in dieser Dimension zu stemmen, müssen alle zusammenhelfen. Und das ist gelungen.

Letzte Vorbereitungen

Freie Fahrt für Koralmbahn ab Dezember

Wie sieht der Fahrplan aus, bis die ersten Reisenden Mitte Dezember in den Waggons der Koralmbahn Platz nehmen können? Schon im Oktober werden die ersten Güterzüge anrollen, bis dahin gilt es aber noch, die finalen behördlichen Genehmigungsverfahren für die Neubaustrecke unter Dach und Fach zu bringen. Baulich ist ja ohnehin längst alles fertig auf der neuen, 130 Kilometer langen Bahnstrecke zwischen der Steiermark und Kärnten.

Instandhaltungszüge wie dieser werden für Wartungsarbeiten auf der Strecke eingesetzt.(Bild: CHRISTIAN FREYDL)

In den Sommermonaten brüten die ÖBB über den neuen Taktfahrplan für den Personenverkehr, der am 16. September der Öffentlichkeit präsentiert wird. Ab 6. August bis Anfang Dezember finden dann die Übungsfahrten auf der Koralmbahn-Strecke statt. „Mehr als 800 Triebfahrzeugführer werden hier geschult. Ziel der Fahrten ist der Erwerb der Streckenkenntnis und die Schulung über den Umgang mit dem europäischen Zugsicherungssystem ,ETCS-Level 2’“, berichtet ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel. Auch die Techniker des Streckenmanagements – sie werden künftig für den Betrieb und die Instandhaltung der Strecke verantwortlich sein – erhalten Schulungen.

Bis es freie Fahrt für die Züge gibt (im April gab es die ersten Testfahrten), gilt es aber noch, wie bereits berichtet, weitere Sicherheitsübungen auf der To-do-Liste abzuhaken. „Diese betreffen die Blaulichtorganisationen aus beiden Bundesländern.“