400 Kilo Koks weg
Chef-Fahnderin soll mit Drogen abkassiert haben
Wie im Film: In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille läuft ein Ermittlungsverfahren gegen eine hochrangige Beamtin und ihren Stellvertreter. Das Duo soll die Seiten gewechselt haben und beim florierenden Suchtgifthandel kräftig mitgemischt und abkassiert haben.
Der Sachverhalt liest sich wie das Skript eines Drehbuches für eine Streamingdienst-Serie: Die Polizei in der Drogenhochburg Marseille will zu einem gewaltigen Schlag gegen den illegalen Drogenhandel ausholen. Am Ende des Tages verschwinden 400 Kilo Kokain, und dann wird gegen die Chefin der Drogenfahndung ermittelt. Ebenso im Visier der Ermittler: Ihr Stellvertreter, für zwei Drogenfahnder aus ihrer Abteilung klickten gleich die Handschellen und sie wanderten in U-Haft.
Die Staatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität aus der Hauptstadt Paris gab bekannt, dass wegen Verletzung der Geheimhaltung bei Ermittlungen im Bereich der organisierten Kriminalität und Beihilfe zur Urkundenfälschung ermittelt werde. Die Causa soll sich wie folgt abgespielt haben: Die Fahnder in der von organisierter Kriminalität geplagten Hafenstadt hatten nach einem anonymen Tipp eine Lieferung von rund 400 Kilo Kokain aus dem südamerikanischen Kolumbien für den Großraum Paris überwachen wollen. Dabei wollten die Polizisten den Drahtziehern des 400-Kilo-Deals auf die Schliche kommen.
Kurios: Der Großabnehmer trat entgegen den Erwartungen aber nicht in Erscheinung. Die Ermittlungen wurden Anfang des Vorjahres dann abgeschlossen und es gab keine Festnahmen. Überdies beschlagnahmte die Polizei nur ein Kilo der 400 Kilo-Lieferung offiziell.
Informanten der Polizei als Koks-Dealer
Wie der französische Sender BFMTV berichtete, soll das Suchtgift, das rund um die Welt gefragt ist, mithilfe von Informanten der Polizei dennoch verkauft worden sein. Nach Angaben der Pariser Staatsanwaltschaft leitete die Generalinspektion der Polizei interne Ermittlungen ein, weil sie Verdacht auf Korruption hegte und ließ im April 2024 die Räume der Drogenfahndung in Marseille auf den Kopf stellen.
„Die technischen Ermittlungen ergaben, dass zwischen Polizeibeamten und anderen Personen mindestens 360 Kilogramm Kokain ohne hierarchische Kontrolle ausgetauscht und die tatsächlich eingeführten Mengen verschleiert wurden“, erläuterte die ermittelnde Staatsanwältin. Die Vorfälle erinnern frappant an den auf wahren Begebenheiten beruhenden Kinofilm „Bac Nord“ (Bollwerk gegen das Verbrechen) aus dem Jahr 2020. Beim Versuch, den Drogenhandel in Marseille unter Kontrolle zu bringen, greifen Fahnder zu zweifelhaften Methoden und überschreiten Regeln, bis die Justiz gegen sie ermittelt. Den nun im Visier stehenden Beamten drohen Jobverlust und lange Haftstrafen.
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