Graz und das Umland wachsen seit Jahrzehnten stark, die Koralmbahn wird diesen Trend laut Prognosen noch weiter verstärken. Die Stadtregion wird besser erreichbar, international attraktiver – und muss sich vor allem für viel mehr Menschen rüsten.
Die Nahverkehrsknoten Graz-Don Bosco und Puntigam, die Straßenbahn-Unterführung beim Hauptbahnhof, der Ausbau der Bim-Linie 5: „Man weiß oft gar nicht mehr, dass all das auch wegen der Koralmbahn umgesetzt wurde“, erinnert Klaus Schneider. Als Projektleiter der ÖBB begleitet er das Mega-Bahnprojekt seit 28 Jahren. In 200 Tagen geht die Hochgeschwindigkeits-Strecke nach Klagenfurt in Betrieb – und wird auch den Raum Graz verändern.
20 Prozent Steigerung im ersten Jahr
Darüber wurde beim „Stadtdialog“ im Haus der Architektur diskutiert. „Die Bahn wird als großer Frequenzbringer viele Menschen nach Graz bringen“, betont Stadtbaudirektor Bertram Werle. Als 2010 der erste Abschnitt zwischen Weitendorf und Wettmannstätten fertig war, steigerte sich die Fahrgastzahl der S-Bahn im ersten Jahr um 20 Prozent! Ähnliche Dimensionen sind laut Schneider wieder möglich.
Mehr Einpendler, mehr Touristen
Erwartet werden mehr Einpendler, gerade aus der Weststeiermark. Aber auch das Mobilitätsverhalten von Studenten dürfte sich verändern. Und touristisch ergeben sich völlig neue Möglichkeiten. „Bisher war eine Bewerbung in Kärnten kein großes Thema“, erzählt Susanne Haubenhofer, Geschäftsführerin der Erlebnisregion Graz. „Jetzt wird der Markt für uns viel interessanter.“
Die internationale Erreichbarkeit verbessert sich, Graz wird an europäische Netze angeschlossen. Ein Beispiel: Nachtzüge nach Venedig oder Rom halten ab Mitte Dezember in der Landeshauptstadt.
Ich bin euphorisiert. Es werden neue Formen des Lernens erleichtert. Auf Hochschulebene kooperieren wir schon mit Kärnten, zum Beispiel im Rahmen der Lehramtsstudien.
Vizerektorin Catherine Walter-Laager (Uni Graz)
Bild: Jauschowetz Christian
Immer mehr Wachstum: „Überlastungserscheinungen“
Graz wächst derzeit um circa 4000 Hauptwohnsitze pro Jahr. Dieser Trend wird sich nicht einbremsen. „Es zeigen sich allerdings bereits Überlastungserscheinungen“, sagt Kerstin Weber vom Regionalmanagement. Gerade der Druck auf die Ressource Boden steigt. Es brauche eine nachhaltige Planung für die Stadtregion (gemeint ist Graz mit seinen Umlandgemeinden), „damit wir nicht kollabieren“.
Ebenso wichtig: Der öffentliche Verkehr in Graz muss weiter ausgebaut werden. Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) nennt vor allem Planungen für die Straßenbahn-Linie 8, die Gösting mit Webling verbinden soll. Mit Bund und Land haben Finanzierungsgespräche begonnen. Auch weitere Nahverkehrsknoten sind vorgesehen.
„Hauptbahnhof ist am Limit“
Stadtbaudirektor Werle gibt aber auch zu: „Der Hauptbahnhof ist schon am Limit.“ Es sei daher wichtig, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. Längst gibt es ja Visionen eines großen S-Bahn-Tunnels. Noch ist es nur eine Vision – aber mehr war die Koralmbahn einst auch nicht.
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