Die iranische Armee hat unmittelbar nach den schweren israelischen Schlägen gegen das Atomprogramm und die militärische Infrastruktur des Landes, erste Gegenangriffe gestartet. Es werde „keine Grenzen“ geben, hieß es in einer Stellungnahme des Militärs. Eine erste Angriffswelle mit rund 100 Drohnen konnte aber offenbar – auch mit jordanischer Hilfe – abgewehrt werden.
Einem Bericht der staatlichen jordanischen Nachrichtenagentur zufolge kamen mehrere Kampfjets und die Flugabwehr des Landes zum Einsatz. Es sei wahrscheinlich, dass die Raketen und Drohnen auf jordanischem Gebiet niedergehen, begründete das Militär demnach die Abschüsse. Das stelle eine Gefahr für die Zivilbevölkerung des Landes dar. Eine Verletzung des jordanischen Luftraums werde nicht zugelassen, hieß es weiter.
Woher die Flugkörper kamen, wurde in der Mitteilung nicht erwähnt, es gilt aber als wahrscheinlich, dass es sich um den iranischen Gegenangriff auf Israel handelte. Berichten von Augenzeugen vor Ort zufolge ertönten in Jordaniens Hauptstadt Amman nach den israelischen Angriffen auf den Iran die Sirenen. Die Menschen wurden aufgerufen, in ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben.
Raketenalarm in Israel gelockert
Die israelische Armee erklärte, dass die rund 100 Drohnen von mehreren Standorten – auch aus dem Irak – losgeschickt worden seien. Sämtliche unbemannten Flugobjekte seien gestoppt worden. Wenig später sei auch schon der Raketenalarm in Israel gelockert worden und die Bevölkerung durfte aus ihren Luftschutzbunkern und -kellern herauskommen. Nach wie vor gültig sind ein Lockdown im Westjordanland und erhöhte Alarmstufe in allen palästinensischen Gebieten.
Nach den Angriffen auf den Iran drohte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz allen Feinden Israels mit der Vernichtung. Die gezielten Angriffe auf hochrangige Kommandanten der iranischen Revolutionsgarden und der iranischen Armee sowie iranische Atomwissenschaftler, die alle an der Umsetzung eines „Plans zur Zerstörung Israels“ beteiligt gewesen seien, sendeten eine „starke und klare Botschaft“ aus, erklärte Katz am Freitag.
Teheran wertet Angriff als Kriegserklärung
Wer auf die „Zerstörung Israels“ hinarbeite, werde „eliminiert“, betonte er. Israel hatte in der Früh mehrere Ziele im Iran angegriffen, darunter in der Hauptstadt Teheran und in der Atomanlage Natanz. Iranischen Medienberichten zufolge wurden bei den Angriffen auch der iranische Armeechef Mohammed Bagheri und der Chef der Revolutionsgarden, Hossein Salami, getötet. Irans Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei drohte Israel mit folgenschweren Konsequenzen. Denn das militärische Vorgehen der Regierung von Premier Benjamin Netanyahu wertet die Führung in Teheran als Kriegserklärung. Israel habe damit alle roten Linien überschritten, sagte Außenminister Abbas Araghchi laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Er forderte den UN-Sicherheitsrat dazu auf, sich sofort mit dem Vorfall zu befassen.
Irans Armee postete diese Videoaufnahmen von ihren Drohnen, die Richtung Israel unterwegs waren:
Irans gut gesicherte Atomanlagen
Doch wie erfolgreich war der Angriff tatsächlich? Der Iran hat nach Angaben von Experten jahrelang daran gearbeitet, seine Atomanlagen gegen die Gefahr militärischer Angriffe zu schützen, was eine vollständige Zerstörung erschwere. „Die Art von Beton, die (die Iraner) verwenden, ist tatsächlich ein sehr spezieller, gehärteter Beton“, sagte der Militäranalyst Cedric Leighton im US-Fernsehsender CNN. Es sei unklar, ob israelische Bomben diese Art von Beton durchdringen könnten. „Die Israelis müssten eine Angriffswelle nach der anderen starten“, erklärte er.
Einige Atomanlagen befinden sich laut Experten zudem tief unter der Erde. Die israelische Luftwaffe verfüge über keine B-2- und B-52-Bomber, die sogenannte Bunkerbrecher-Bomben des US-Verbündeten transportieren können, berichtete die US-Nachrichtenseite „Axios“. Solche schweren Bomben wären wahrscheinlich nötig, um die unterirdische Urananreicherungsanlage Fordo im Iran zu treffen, hieß es. Amos Jadlin, früherer Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, sagte bei CNN jedoch: „Unterschätzen Sie niemals Israels Innovationskraft und seine Fähigkeit, zu überraschen“.
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