Eine unheilvolle Nacht

Der Amoklauf in Nenzing, ein Vorarlberger Trauma

Chronik
11.06.2025 15:00

Die Wahnsinnstat am BORG Dreierschützengasse in Graz lässt in Vorarlberg schmerzhafte Erinnerungen an den Amoklauf in Nenzing wach werden. Damals verloren zwei Menschen im Kugelhagel ihr Leben, anschließend richtete sich der 27-jährige Täter selbst.  

Amokläufe, Terrorakte, das wahllose Töten von unschuldigen Menschen – all das kannte man in Vorarlberg nur aus den Medien. Berichte aus einer Welt, die sehr weit weg schien. Bis zu jener unheilvollen Nacht auf den 22. Mai 2016: Gegen 3 Uhr in der Früh feuerte ein 27-jähriger Vorarlberger in Nenzing wahllos mit einer nachgebauten Kalaschnikow auf die Besucher eines vom lokalen Motorradclub „The Lords“ veranstalteten Festes.

Er schoss so lange, bis das 30 Patronen fassende Magazin leer war, im Kugelhagel kamen ein 48-jähriger Nenzinger und ein 33 Jahre alter Lustenauer ums Leben, weitere zwölf Menschen wurden schwer verletzt. Mehrere Mitglieder des Motorradclubs gingen schließlich auf den Amokläufer zu, um diesen zu stoppen. Der achtfach Vorbestrafte richtete sich daraufhin mit einem Schuss in den Mund selbst.

Die Tatwaffe: eine nachgebaute Kalaschnikow.
Die Tatwaffe: eine nachgebaute Kalaschnikow.(Bild: REPRO/ DIETMAR STIPLOVSEK)

Am Anfang stand ein banaler Streit
Wie die polizeilichen Ermittlungen später ergeben sollten, war der Wahnsinnstat ein scheinbar banaler Streit des 27-Jährigen mit seiner Freundin auf dem Festgelände vorausgegangen. In Rage geraten, fuhr der Mann nachhause und schnappte sich zwei nachgebaute Kalaschnikows. Einige Stunden später kehrte er auf das Festgelände zurück, es folgte ein weiteres Wortgefecht mit seiner Freundin. Schließlich ging er zum Auto, griff zu einer der beiden Kalaschnikows und schoss wahllos auf die Menge.

Woher kamen die Waffen?
In den Tagen und Wochen danach entbrannte am Amoklauf in Nenzing auch eine sicherheitspolitische Debatte. So hatte gegen den Täter, der enge Verbindungen in die Neonaziszene pflegte, seit 2004 ein Waffenverbot bestanden. Woher hatte er sich also die illegalen Waffen besorgt? Diese Frage ist bis heute unbeantwortet.

Eine Welle der Solidarität
Auch wenn sich der Nenzinger Fall in vielen Punkten vom Amoklauf am BORG Dreierschützengasse unterscheidet, so gibt es doch eine große Parallele: Auch damals hat die ganze Republik mitgetrauert, eine Welle der Solidarität erfasste das Land. Wenige Tage nach der Tat riefen die Vorarlberger Biker zu einer „Fahrt gegen die Gewalt“ auf. Über 1500 Zweiradfahrer folgten der Einladung, flankiert von tausenden Menschen am Straßenrand.

1500 Biker nahmen an der Gedenkfahrt wenige Tage nach der Tat teil.
1500 Biker nahmen an der Gedenkfahrt wenige Tage nach der Tat teil.(Bild: APA/DIETMAR MATHIS)

Am Ende wurde am Unglücksort ein Kranz niedergelegt, man zündete Kerzen an und betete gemeinsam ein „Vaterunser“ – es waren Momente, die unter die Haut gingen. Die Opfer sind bis heute nicht vergessen.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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