Tag der Volkskultur

Tag der Tracht: „Jedes Tal schreibt Geschichte“

Kärnten
14.06.2025 15:03

„Niemand soll sich verkleidet fühlen. Eine Tracht kann man immer tragen“, so Andrea Plieschnegger, die Trachten designt. Top-Models und gekrönte Häupter tragen Stücke aus ihren Kollektionen. Und am Tag der Volkskultur spricht die Expertin im Freilichtmuseum Maria Saal über ihre Leidenschaft: die Tracht. 

„Der Dirndlg‘wandsonntag hat in Niederösterreich seit vielen Jahren Tradition. Wir in Kärnten haben eine so große Vielfalt an Trachten; dafür habe ich mir immer so einen Tag der Tracht gewünscht, und heuer kommt es endlich dazu“, freut sich Monika Plieschnegger, die Präsidentin des Landesverbandes der Bürger- und Goldhaubenfrauen, die an ihrem Stand beim Seminarhaus im Freilichtmuseum in Maria Saal am Sonntag, 15. Juni, Kaffee und Kuchen anbieten, aber auch für besondere Gewinne Lose verkaufen: „Zum ersten Tag der Tracht verlosen wir etwas Trachtiges. Der erste Preis ist ein maßgeschneidertes Kärntner Dirndl von Gaisberger Couture; das hübsche, blaue, gepunktete Kärntner Dirndl. Der zweite Preis ist ein Herrengilet und als dritten Preis vergeben wir einen Trachtenschirm, der ganz neu entwickelt und von der Firma Doppler produziert wurde – das ist noch ein Prototyp, designt von meiner Tochter“, verrät Plieschnegger stolz.

Was ihre Tochter Andrea Plieschnegger designt, tragen auch gekrönte Häupter, ihre Dirndln wurden auch bei „Germany‘s next Topmodel“-Shows am Laufsteg präsentiert.  Schon mit 16 Jahren hat Plieschnegger, die die Modedesign-Schule in Villach besucht hat, ihre erste Trachtenkollektion designt. Nach Meisterklasse, Meisterprüfung und Arbeit bei einer Modedesignerin spezialisierte sich die Kärntnerin mit Mitte 20 auf die Tracht. „Ich mache nicht Einzelstücke, sondern Kollektionen. Ich designe, zeichne, lasse nach meinen Vorstellungen Stoffe weben und Knöpfe anfertigen. Dann wird ein Modell genäht, vorgestellt und von Händlern für deren Boutiquen bestellt. Ein- bis eineinhalb Jahre nach dem Entwurf kommt die Kollektion auf den Markt. Aber vier-, fünfmal im Mal mache ich Einzelstücke, beispielsweise für die Königin von Schweden“, erwähnt Plieschnegger quasi nebenbei. Momentan stattet sie die Herren des MGV Kappel am Krappfeld mit neuen Gilets aus, für die sie auch eigens Knöpfe designt hat.

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Eine Faszination der Tracht ist die Wertigkeit, die hinter jedem Teil steht. Mode ist schnelllebig, jedes Vierteljahr anders, dann wandern die Stücke oft schon in den Container. Aber Tracht besteht aus hochwertigen Stoffen. Tracht bedeutet auch Heimatbewusstsein. Und Tracht zu tragen wird mit schönen Erinnerungen verbunden, mit einer Hochzeit, einem besonderen Fest.

Andrea Plieschnegger, Trachtendesignerin

„Mein Label ist Gaisberger Couture. Da habe ich mich auf Jacken und Gehröcke spezialisiert, die im Fachhandel zu kaufen sind.

Einst mit günstigen Dirndln gelockt und Liebhaberinnen der Tracht erhalten
Vor knapp 15 Jahren hat Plieschnegger mit einer Dirndl-Manufaktur eine Strategie verfolgt, die aufzugehen scheint: „Wir wollten, dass auch junge Leute Tracht tragen. Ich stellte mir also die Frage: Was wollen junge Leute? – Der Preis muss runter, das Design darf nicht konservativ sein, kein Loden, kein Samt, das war damals nicht modern. Ich habe also eine Kollektion designt und damit der Preis nicht zu hoch wird, habe ich – und das gab es zuvor nicht – den Chinesen das Nähen von Dirndln beigebracht. Beim ersten Versuch haben sie die Schürze an den Kittel genäht. Sie wussten es nicht besser, sie kannten ja kein Dirndl.“ Und die jungen Damen haben die Dirndln getragen. Zu sehen war die Kollektion sogar am Laufsteg von Heidi Klums Show „Germany‘s next Topmodel“. 

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Wichtig ist, wenn niemand in einer Tracht verkleidet ist, sondern spürt: Das kann ich immer tragen. Das sind hochwertige Stoffe. Das bleibt. Das ist nachhaltig.

Andrea Plieschnegger, Trachtendesignerin

„Die jungen Frauen, die damals Dirndln mit viel Chichi getragen haben, kaufen heute hochwertige Trachten. Wir haben sie an das Edle und Nachhaltige herangeführt“, freut sich Andrea Plieschnegger, die ihr Atelier in der Nähe von Zweikirchen hat und dort auch Lederhosenstickereien designt. „Bei den Lederhosen ist ja interessant, dass die Leute den Used-Effekt wollen. Die Hose soll getragen aussehen, nicht neu. Daher wird das Leder richtig fest gebürstet.“

Tag der Volkskultur & Tag der Tracht

Die Trachtenvielfalt steht am Tag der Volkskultur in Maria Saal im Fokus: am Sonntag, 15. Juni – ab 9.30 Uhr ökumenische Festmesse im Dom, Festzug zum Freilichtmuseum, 11 Uhr Festakt der Gendarmerie- und Polizeifreunde Kärnten, 11.30 Uhr Frühschoppenkonzert, lebendiges Brauchtum im Freilichtmuseum – organisiert von der Abteilung 14 – Kunst und Kultur und von der ARGE Volkskultur. Der Eintritt ist frei.

An diesem Sonntag wird für ganz Kärnten der „Tag der Tracht“ ausgerufen! Programm: www.volkskultur-kaernten.at

Sonntag, 15. Juni, in Maria Saal
Am Tag der Volkskultur am Sonntag, 15. Juni, in Maria Saal spricht Andrea Plieschnegger auch über einige Details einiger Talschaftstrachten: „Wir haben ja eine große Vielfalt und viele Unterschiede. Und jedes Tal schreibt Geschichte. Rot wird beispielsweise im Oberen Lesachtal getragen, im Lavanttals sind die Farben eher erdig. Oberkärntner Trachten sind oft am Leibl geschnürt, in Unterkärnten gibt es das nicht. Bänderhüte werden hauptsächlich im Gurk- und Metnitztal getragen, im Gurktal schließen die Frauen ihre Trachten mit Glasknöpfen – es gibt nur noch eine einzige Firma, die solche Knöpfe erzeugt.“ Auf Schautafeln, welche die Designerin anfertigt, ist den ganzen Tag der Volkskultur über die Kärntner Trachten zu lesen. 

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