Das neuseeländische Parlament hat drei Abgeordnete der Maori-Partei wegen der Aufführung eines rituellen Tanzes während einer Parlamentssitzung vorübergehend suspendiert. Nach monatelangen Diskussionen stimmten die Parlamentarier dafür, die Parteivorsitzenden Debbie Ngarewa-Packer und Rawiri Waititi für 21 Tage sowie die Abgeordnete Hana-Rawhiti Maipi-Clarke für sieben Tage von den Sitzungen auszuschließen.
Während der Suspendierung erhalten die drei Politiker keine Gehälter. Der Vorfall ereignete sich im vergangenen November, als die Maori-Abgeordneten mit einem traditionellen Haka-Tanz gegen einen umstrittenen Gesetzesentwurf protestierten.
Unter lautem Gesang zerriss Maipi-Clarke den Gesetzesentwurf, während sich die beiden Parteivorsitzenden dem rituellen Tanz mit den charakteristischen herausgestreckten Zungen und aufgerissenen Augen anschlossen.
Protest gegen Gesetzesvorhaben zu Maori-Rechten
Der Protest richtete sich gegen einen Gesetzesentwurf der rechtsliberalen ACT-Partei, der nach Ansicht von Kritikern die Rechte der indigenen Maori verwässert hätte. Das Vorhaben sollte den Vertrag von Waitangi – das Gründungsdokument Neuseelands aus dem Jahr 1840 – neu auslegen. Dieser Vertrag regelt unter anderem die Eigentumsrechte der Maori am Land. Inzwischen wurde der umstrittene Gesetzesentwurf abgelehnt.
Die ursprünglich aus Polynesien stammenden Maori besiedelten die Inseln Neuseelands seit dem 8. Jahrhundert. Mit der Ankunft der ersten Europäer ab dem 17. Jahrhundert entstanden gewaltsame Konflikte um Land und Besitz. Heute leben in Neuseeland rund 900.000 Maori, das entspricht etwas mehr als 17 Prozent der Bevölkerung. Obwohl sie in der Politik vertreten sind, gelten viele Maori weiterhin als benachteiligt und leben in Armut.
Die Maori-Partei reagierte empört auf die Suspendierung ihrer Mitglieder. „Das Parlament hat eine Botschaft an unsere künftigen Generationen gesendet: Ihre Maori-Identität stellt eine Bedrohung für die neuseeländische Demokratie dar“, schrieb die Partei auf der Plattform X. Der Haka sei keine Geste der Geringschätzung und Einschüchterung gewesen.
Haka im Parlament nicht grundsätzlich verboten
Nach Angaben eines mit der Protestaktion befassten Regierungsausschusses ist der rituelle Tanz im neuseeländischen Parlament nicht grundsätzlich verboten. Allerdings müsse dafür die Erlaubnis des Parlamentsvorsitzenden eingeholt werden, und das Ritual dürfe die Arbeit des Parlaments nicht behindern.
Der Haka gilt als eines der tiefsten und wichtigsten Rituale der gesamten Maori-Kultur und wird heute bei verschiedensten Anlässen dargeboten, um deren Bedeutung hervorzuheben.
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