Geheimer Ort enttarnt

Steuerdaten offenbaren: Hier wohnt Edward Snowden

Russland schlachtet den Fall von jeher aus, um den Vereinigten Staaten „Doppelmoral“ vorzuwerfen: Die USA predigten zwar weltweit Freiheit und Demokratie, Snowden und andere seien aber politisch Verfolgte.(Bild: AFP/FREDERICK FLORIN)

Der wegen seiner Enthüllungen zu Spionageaktivitäten der USA bekannte Whistleblower Edward Snowden (41) befindet sich seit dem Jahr 2013 im russischen Exil. Lange wurde spekuliert, wo genau sein Aufenthaltsort ist – dieses Rätselraten dürfte nun vorbei sein.

Der Geheimdienstkrimi rund um den heutigen Wahl-Russen Edward Snowden wird nicht nur um ein Kapitel reicher, sondern auch immer verwunderlicher. Der ehemalige US-Agent würde gewiss an einem unbekannten, streng geheimen Ort – wahrscheinlich irgendwo in Sibirien – verweilen, mutmaßten die meisten. Die Realität ist jedoch eine gänzlich andere: Laut Steuerdaten dürfte sich Snowden ausgerechnet im Moskauer Umland angesiedelt haben, wo es von Menschenmassen nur so wimmelt. Das berichtete das Rechercheprojekt Sistema mit Verweis auf die Steueridentifikationsnummer des Skandal-Aufdeckers.

Demnach ist dieser bei einem Finanzamt in Ljuberzy bei Moskau registriert. Ljuberzy ist eine einfache, mit Plattenbauten gespickte Stadt in der Oblast Moskau, die um die 170.000 Einwohner zählt. Sie befindet sich rund 20 Kilometer südöstlich von der russischen Hauptstadt und liegt unmittelbar vor deren Stadtgrenze. Üblicherweise werden Menschen in Russland dort steuerlich erfasst, wo sie registriert sind. Die Behörde sei auch für drei weitere Städte im Umland von Moskau zuständig.

Die Stadt Ljuberzy gilt nicht als glamourös – die Wohnungspreise unterliegen Moskau deutlich.(Bild: Screenshot Google Maps)

Neben der Steuernummer dürfte auch der Instagram-Account der Angetrauten des ehemaligen Agenten mehr preisgeben, als dem Paar lieb ist. Im Jahr 2018 postete Lindsay Mills ein Foto, das im wenige Kilometer von Ljuberzy entfernten Ljunlino-Park aufgenommen worden war:

2016 veröffentlichte Mills ein Bild bei der Metro-Station „Wolschskaja“, die sich in der Nähe des oben genannten Parks befindet:

Russland war nicht die erste Wahl
Vor mehr als zehn Jahren hatte Snowden Dokumente zu Spähaktivitäten des US-Abhördienstes NSA und dessen britischen Gegenparts GCHQ an Journalisten weitergegeben.

Auf der Flucht über Hongkong wollte er damals eigenen Angaben zufolge eigentlich nach Ecuador. Der Whistleblower strandete aber auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo, nachdem die US-Regierung seinen Reisepass annulliert hatte. Ein Visum hatte er nicht. Als es sich offenbar kein Land mit den USA verscherzen wollte, wagte sich Russland unter Präsident Wladimir Putin aus der Deckung und nahm Snowden auf. Inzwischen hat er die russische Staatsbürgerschaft.