Wodka eingeflößt

Gewaltopfer flüchtet barfuß durch den Schnee

Der Angeklagte hatte seine eigene Version der Geschehnisse. Richter Martin Mitteregger glaubte ihm allerdings nicht. (Bild: Dorn Chantall)

Mehrmals war ein 46-jähriger Alkoholiker brutal gegen seine Freundin vorgegangen. Am Landesgericht Feldkirch wurde der neunfach vorbestrafte Vorarlberger nun zu einer unbedingten Haftstrafe verurteilt.

„Wenn er nüchtern ist, ist er ein umgänglicher Mensch, lieb und zärtlich“, streut die nunmehrige Ex-Freundin dem Angeklagten Rosen. Doch die ebenfalls dem Alkohol nicht abgeneigte Akademikerin kennt auch die dunkle Seite des 46-jährigen arbeitslosen Baggerfahrers, dessen Dämon Alkohol heißt. Mehrmals schon war der Schluckspecht deswegen in Therapie. Doch die Sucht war am Ende stärker.

Kennen und lieben gelernt hatten sich der Vorbestrafte und das spätere Opfer während eines Alkoholentzuges Anfang 2023. Wenige Monate später war es mit den schönen Stunden vorbei. Statt Harmonie gab es wiederholt gewalttätige Übergriffe vonseiten des Mannes, der sich bereits in der Wohnung der Frau eingenistet hatte. So stahl er ihr unter anderem die Bankomatkarte und ließ sich von den 400 Euro, die er abgehoben hatte, volllaufen. Trotz einstweiliger Verfügung brach der Schluckspecht später über die Terrasse bei seiner Ex-Freundin ein.

Sexuelle Nötigung im Alkoholrausch
Die gescheiterte Beziehung eskalierte im Dezember 2023, als er die Alleinerzieherin wieder einmal hackedicht zu Hause aufsuchte. „Er drückte mich auf die Couch und wollte Sex. Als ich mich wehrte, flößte er mir Wodka ein. Dann drückte er mir ein starkes Beruhigungsmittel in den Mund. Schlussendlich stieß er mich so brutal um, dass ich mit dem Kopf am Heizkörper aufschlug“, schildert die Gepeinigte den Vorfall. Völlig aufgelöst, weinend und barfuß rettete sich die Frau durch Schnee und Eiseskälte zum Nachbarn. Der Peiniger wurde daraufhin verhaftet.

Er drückte mich auf die Couch und wollte Sex. Als ich mich wehrte, flößte er mir Wodka ein. Dann drückte er mir ein starkes Beruhigungsmittel in den Mund. Schlussendlich stieß er mich so brutal um, dass ich mit dem Kopf am Heizkörper aufschlug.

Das Opfer vor Gericht

Nicht zurechnungsfähig
Im Prozess bekennt sich der Angeklagte nur teilweise schuldig. Nie habe er die Frau gestoßen oder ihr gar einen Faustschlag versetzt. Und die Terrassentüre habe er nur aufgebrochen, weil es seiner Freundin gesundheitlich nicht gut ging. Auch die angebliche geschlechtliche Nötigung habe es nie gegeben. „Dafür war ich viel zu betrunken“, so 46-Jährige. Weder Staatsanwalt noch Richter glauben dem Mann. Zu Gunsten des Angeklagten geht das Gericht jedoch davon aus, dass der Oberländer die Taten im Vollrausch begangen hat und somit nicht zurechnungsfähig war.

Der Prozess endet mit einem Schuldspruch im Sinne der Anklage. Das rechtskräftige Urteil: zwölf Monate unbedingte Haft. Dazu kommen noch weitere fünf Monate aus einer ehemals zur Bewährung ausgesetzten Strafe. Dem Opfer spricht der Herr Rat 500 Euro zu.