Neuer Betrugs-Verdacht

Wie sich Haselsteiner von Benko austricksen ließ

Und wieder geht es um schweren Betrug: Signa-Gründer René Benko soll die Stiftung seines väterlichen Freundes Hans Peter Haselsteiner kurz vor der Pleitewelle um fünf Millionen Euro gebracht haben. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen auf, die „Krone“ kennt die Hintergründe.

Hans Peter Haselsteiner galt in den letzten Jahren als eingefleischter Fan von Finanzjongleur René Benko. Als er über seine Familienstiftung die Anteile an der Signa Holding im Jahr 2021 von zehn auf 15 Prozent erhöhen ließ, schrieb er dem Signa-Gründer im Namen der Familie eine Mail, in der er hochtrabend formulierte und am Ende notierte: Die Haselsteiners glauben „an das Gesamtkunstwerk René.“ Sprich: Man hatte offenbar grenzenloses Vertrauen in das Geldvermehrungs-Geschick des Tiroler Immobilien-Spekulanten.

Nach dem Signa Crash meinte Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner genau hierzu auf „Krone“-Anfrage: „Es war ein schmerzhafter Fehler.“

Folgenschwerer Fehltritt
Ein folgenschwerer Fehltritt passierte dem mittlerweile 81-jährigen Bau-Tycoon auch kurz vor dem Einsturz des Signa-Kartenhauses. Die Vorgeschichte: Haselsteiners Familien Privatstiftung hatte im Juni 2022 Aktien der Signa-Development im Wert von fünf Millionen Euro erworben. Der Plan war, dass der Kaufpreis in Höhe von fünf Millionen gar nicht fließt – er sollte mit den Dividenden aufgerechnet werden, die der Haselsteiner-Stiftung zustanden. Die Zahlung der Dividenden verzögerte sich allerdings – der Grund dafür ist mittlerweile hinreichend bekannt.

Dann passiert Bemerkenswertes: Als im Herbst 2023 die wesentlichen Gesellschaften der Signa-Gruppe eigentlich bereits faktisch zahlungsunfähig sind – wie die Sachverständigen heute beurteilen –, versucht Finanzjongleur Benko verzweifelt, frisches Geld aufzutreiben. Der drohende Insolvenzdomino soll verhindert werden. Ein Brandherd, den Haselsteiners Stiftung mit den fünf Millionen Euro löschen soll: die Signa Tochter Sportscheck. Das Geld sollte dazu verwendet werden, die Pleite von Sportscheck zu verhindern. Man möge doch bitte den Betrag sofort überweisen und nicht erst, wenn die versprochene Dividendenzahlung endlich kommt.

Benko gab Garantie ab
René Benko bekniet seinen väterlichen Freund Hans Peter Haselsteiner, die fünf Millionen Euro locker zu machen. Er übergibt dem Bau-Patriarchen am 6. November 2023 eine persönliche, notariell beglaubigte Garantieerklärung, wonach die fünf Millionen Euro aus der Dividende bis spätestens 30. Juni 2024 an die Haselsteiner-Stiftung fließen werden. Andernfalls garantiere er, René Benko, höchstselbst, diese fünf Millionen zu begleichen.

Was dann geschieht, ist mit dem riesigen Signa-Konkurs ein dunkles Kapitel der österreichischen Wirtschaftsgeschichte, das lange noch nicht zu Ende erzählt ist. Und für Haselsteiner dreifaches Pech bringen sollte: Zum einen meldet Sportscheck kurz nach der Fünf-Millionen-Zahlung doch Insolvenz an. Zum anderen schlittert die Signa Development Ende Dezember 2023 endgültig in die Insolvenz – damit ist die zugesagte Dividende verloren. Und schließlich wird bekannt, dass die Finanzprokuratur gegen René Benko im Jänner 2023 einen Konkursantrag eingebracht hat. Anfang März 2024 wird schließlich auch diese Insolvenz eröffnet. Benko leistet vor dem Landesgericht Innsbruck einen Offenbarungseid – er kann für die fünf von Haselsteiner vorgestreckten Millionen nicht mehr geradestehen.

Haselsteiner im Jänner 2024 bei Armin Wolf
Haselsteiner im Jänner 2024 bei Armin Wolf(Bild: ORF/ZIB2 v. 24.1.2024)

Auf einen Spritzer in Erl
Bei dieser Vorgeschichte erinnert sich der Beobachter an einen TV-Auftritt: Hans Peter Haselsteiner hatte sich im Jänner 2024 in das ZiB-2-Studio von ORF-Moderator Armin Wolf gesetzt und Benko darauf hingewiesen, dass er für das Signa-Debakel Verantwortung übernehmen solle.

Irritierend erscheint allerdings folgende Anekdote: Haselsteiner und Benko trafen einander im Juli 2024 laut Recherchen von „Krone“ und „News“ zwei Mal in einem Gasthaus im Tiroler Festspielort Erl, der Kulturfreund Haselsteiner ein besonderes Anliegen ist. Die beiden Freunde tranken Spritzer. Sie begegneten einander im schattigen Gastgarten in trauter Zweisamkeit. Eine echte Männerfreundschaft kann offenbar nicht einmal die größte Pleite der europäischen Nachkriegsgeschichte nachhaltig erschüttern ...

War Benko bereits zahlungsunfähig?
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hingegen nimmt René Benko die Fünf-Millionen-Geschichte offenbar übel. Sie eröffnete gegen den Milliardenpleitier laut „Krone“-Recherchen vor wenigen Tagen einen neuen Ermittlungsstrang wegen schweren Betrugs an der Haselsteiner Stiftung. Benko soll nämlich – so sehen es die Ermittler – bereits seit zehn Monaten zahlungsunfähig gewesen sein, als er das Geld von Haselsteiners Stiftung mit seinem Garantieversprechen loseiste. Selbstverständlich gilt für René Benko auch zu diesem neuen Faktum die Unschuldsvermutung.  

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