Trumps „90 Tage“. Für 90 Tage hatte Donald Trump Anfang April die von ihm kurz zuvor verhängten hohen Zölle für Einfuhren aus den meisten Ländern der Welt in die USA ausgesetzt. Weil diese Schutzgebühren die Börsen auf eine Talfahrt gelenkt hatten und die US-Wirtschaft ad hoc nicht nur nicht stärkten, sondern weiter schwächten. 90 Tage – die hätten bis in den Juli hinein gereicht, so lange wollte man unter anderem mit der EU verhandeln. Doch 90 Tage können, wenn es nach Trump geht - und wen wundert das dann? – auch auf die Hälfte schrumpfen. Denn gestern kündigte der amerikanische Präsident Strafzölle in Höhe von 50 Prozent auf Produkte aus der Europäischen Union an. Nicht ab Mitte Juli, also nach Ablauf der 90 Tage, sondern gleich ab dem 1. Juni. Die Ankündigung erfolgte wie so viele zuvor über seinen eigenen Online-Dienst Truth Social. Da fügte er gleich hinzu, dass die laufenden Verhandlungen „zu nichts führen“. Darf man diese Aussage gar als unerwartete Selbsterkenntnis sehen? Kann er erkennen, dass er Verhandlungen führt oder führen lässt, die trotz all seiner prahlerischen Verkündungen zu nichts führen? Nein, das können wir dem selbsternannten „Dealmaker“ wohl nicht zutrauen.
US-Wagenburg. Was wir Trump jedenfalls und das praktisch täglich zutrauen können, ja zutrauen müssen: Sein Repertoire an Aktionismus, mit dem er mindestens die halbe Welt, meist sogar die ganze Welt durcheinanderbringt - es scheint schier unerschöpflich zu sein. Gerade erst markiert er auch vor der in aller Welt renommierten Harvard-Universität in Boston den starken Mann. Weil die weltoffene Elite-Universität nicht vor dem Präsidenten kuscht, wird sie bestraft – indem die Aufnahme internationaler Studierender untersagt wird. Die mehr als fadenscheinige Begründung: Sicherheitsbedenken für jüdische Studierende. Auch wenn eine US-Richterin den Aufnahmestopp vorerst kippte – es wird immer klarer, was Donald Trump unter seinem Slogan „America first“ versteht: Abschottung total, bis hin zum ebenfalls in dieser Woche angekündigten Raketenschirm, Rückzug in eine vermeintlich geschützte Wagenburg wie zu Wildwest-Zeiten. Und das im 21. Jahrhundert…
Kommen Sie gut durch den Samstag!
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