Der in die Insolvenz geschlitterte österreichische Unterwäschehändler Palmers soll offenbar von einer internationalen Investorengruppe gerettet werden. Wie am Dienstag bekannt wurde, haben die Gläubiger einem entsprechenden Sanierungsplan zugestimmt, 20 Prozent der etwa 76 Millionen Euro Schulden sollen beglichen werden.
Bisher wurde der Name der möglichen Investoren nicht genannt. Es soll sich um ein „türkisches, börsennotiertes Unternehmen aus dem Textilbereich, flankiert von einer Private-Equity-Firma und einem Schweizer Fonds“ handeln, hieß es aus dem Unternehmensumfeld.
Erste Quote bis 30. Juni fällig
Die Palmers-Gläubiger sollen bald einen kleinen Teil ihres Geldes zurückbekommen. Die vereinbarte erste Quote bis 30. Juni sei „deswegen notwendig, weil die bereits sehr weit fortgeschrittenen Investorengespräche bis zur heutigen Abstimmungstagsatzung noch nicht finalisiert werden konnten“, erklärte KSV-Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze.
Man gehe „aus heutiger Sicht davon aus, dass diese Gespräche in Kürze erfolgreich abgeschlossen werden können.“ Der geplante Einstieg des Investors soll laut AKV auf Ebene der Muttergesellschaft stattfinden. Beabsichtigt ist daher die Übernahme der P Tex Holding GmbH sowie der Tochtergesellschaft – die Palmers Vermögensverwaltung und Beteiligungs GmbH.
Forderungen in der Höhe von 76 Millionen €
Rund 400 Gläubiger und über 500 Dienstnehmer haben laut Gläubigerschützern Forderungen in Höhe von rund 76 Mio. Euro angemeldet. Davon hat Palmers-Sanierungsverwalterin Maria-Christina Nau bisher über 40 Millionen Euro anerkannt. Die restlichen Quotenzahlungen an die Gläubiger zu je 5 Prozent, zahlbar binnen 12, 18 und 24 Monaten ab Annahme des Sanierungsplans, sollen aus dem Fortbetrieb von Palmers sowie mit finanzieller Unterstützung des Investors erwirtschaftet werden.
Dem Traditionsunternehmen ging heuer das Geld aus und es musste deshalb im Februar Insolvenz anmelden. Seither wurden 47 Filialen geschlossen, über 100 Beschäftigte sowie mehrere Franchiseverträge gekündigt. Palmers hat aktuell 70 Eigenfilialen und 46 weitere Filialen werden von Franchisepartnern betrieben. Der Personalstand der Palmers Textil AG sank auf 345 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bis 2004 in Familienbesitz
Palmers wurde 1914 von Ludwig Palmers als Wäschegeschäft in Innsbruck gegründet und erregte ab den 1950er-Jahren vor allem durch seine Plakatwerbungen Aufmerksamkeit. Palmers war bis 2004 in Familienbesitz, gehörte dann bis 2015 Finanzinvestoren wie dem deutschen Fonds Quadriga und seitdem den Brüdern Luca und Tino Wieser sowie Matvei Hutman.
Skandal während der Corona-Pandemie
Für einen Skandal sorgte Palmers während der Corona-Pandemie, als der Wäschehändler gemeinsam mit dem Faserhersteller Lenzing mit dem Gemeinschaftsunternehmen Hygiene Austria in das Geschäft für FFP2-Masken einstieg, jedoch Masken aus China als „Made in Austria“ ausgab. Vergangenen Herbst wollte sich Palmers noch frisches Geld von Kleinanlegern holen. Finanzierungsprobleme wurden da noch in Abrede gestellt.
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