Ärger mit Skiliften

Nordkoreas Kim und die Krux mit dem Wintersport

Ausland
11.10.2013 22:34
Das stalinistische Nordkorea eröffnet dieser Tage sein erstes Luxus-Skiressort. Das Regime von Kim Jong Un zeigt reges Interesse am Wintersport, seit klar ist, dass der verhasste Nachbar im Süden 2018 die Olympischen Winterspiele ausrichten wird. In nur knapp zehn Monaten ließ der Diktator sein Skigebiet aus dem Boden stampfen - er rechnet bereits in den kommenden Jahren mit einem Ski-Weltmeister aus Nordkorea. Doch es gibt ein Problem: Kim fehlen funktionierende Seilbahnen und Liftanlagen. Österreich und die Schweiz wollten nicht liefern.

Reporter der Nachrichtenagentur AP hatten Ende September einen Blick auf das Gelände am Masik-Pass an der Ostküste des Landes werfen dürfen. Das Bild, das sich den westlichen Journalisten vor Ort bot: Soldaten, die Betonblöcke auf dem Rücken schleppten, andere, die mit Hämmern auf die Blöcke einschlugen. Von den zwei großen Hotels - eines für Einheimische und ein weiteres für Ausländer - war nur der Rohbau zu sehen.

Nur "Soft Opening" zum Arbeiterpartei-Jubiläum
Doch weil Nordkoreas Arbeiterpartei am Donnerstag ihren 68. Geburtstag feiert, werde das Skiressort nun eiligst erst einmal eröffnet, berichteten internationale Medien dieser Tage. Nach den Feiern soll dann weitergebaut werden. Im Westen würde man wohl von einem "Soft Opening" sprechen, bis zur endgültigen Öffnung des Wintersportgebietes scheint es jedenfalls noch ein langer und steiniger Weg zu sein.

Vor allem die zum Betrieb des Skiressorts nötigen Seilbahnen und Liftanlagen für das Lieblingsprojekt des jungen Machthabers, der den Wintersport als Jugendlicher in einem Schweizer Internat entdeckt haben soll, bereiten den Verantwortlichen weiterhin Kopfzerbrechen. Denn Unternehmen aus Österreich und der Schweiz, wo man die Anlagen bestellen wollte, weigerten sich zu liefern (siehe Story in der Infobox).

Vorarlberger Firma Doppelmayr bestätigt Anfrage
"Wir haben vor etwa einem Jahr eine Anfrage erhalten. Doch aus politischen Gründen lieferten wir nicht", bestätigte Ekkehard Assmann von den Doppelmayr Seilbahnen in Vorarlberg am Freitag den Kontakt mit Nordkorea. Angefragt wurde demnach um zwei Seilbahnen. Sollte erneut angefragt werden, so geht Assmann davon aus, "dass wir dabei bleiben". Ob eine staatliche nordkoreanische Firma oder Regimevertreter selbst im "Ländle" angefragt hatten, wollte der Doppelmayr-Sprecher allerdings nicht beantworten: "Für unsere Kunden gilt Datenschutz."

Die dpa berichtete unterdessen am Freitag, dass auch aus der Schweiz definitiv keine Seilbahnen geliefert werden. Die "Washington Post" hatte vor einigen Tagen noch spekuliert, als neutraler Staat werde die Schweiz sehr wohl liefern. Denn was als Luxusgut gilt und nicht exportiert werden dürfe, könne Auslegungssache sein.

Tatsächlich schaute es vorübergehend auch so als, als würde eine Schweizer Firma nach Nordkorea liefern, aber bereits im Sommer kam das Aus für den geplanten eidgenössischen Seilbahn-Export. Pjöngjang hatte demnach von der Bartholet Maschinenbau AG (BMF) eine kombinierte Anlage aus Sessel- und Kabinenbahn geordert. Schweizer Medien berichteten über einen Preis von sieben Millionen Franken (rund 5,6 Euro Millionen Euro) - lieferbar in Einzelteilen an einen chinesischen Partner, der die Montage an Ort und Stelle in Nordkorea gewährleisten sollte.

Schweiz: "Prestige- und Propagandaprojekt des Regimes"
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) in Bern kam allerdings zur Überzeugung, dass auch wenn Seilbahnen in der Schweiz alltägliche Beförderungsmittel sein mögen, diese im konkreten Fall Nordkoreas als Luxusgüter zu werten sind. Und Luxusgüter sind laut den Anfang Juli verschärften UN-Sanktionen gegen Nordkorea für das Land verboten. Das Seco kam außerdem zur Überzeugung, das von Pjöngjang geplante Skiressort sei offensichtlich ein "Prestige- und Propagandaprojekt des Regimes".

Vergeblich hatte BMF-Verwaltungsratspräsident Roland Bartholet in der Schweizer "Sonntags-Zeitung" um grünes Licht für den Deal geworben. "Die Zivilbevölkerung hätte die Anlage genauso wie das Regime nutzen können", so Bartholet. Zudem würde der Aufbau von Sportanlagen in Nordkorea Arbeitsplätze schaffen. Detail dazu: Von 24 Millionen Nordkoreanern können laut dem Skiverband des Landes gerade einmal rund 5.000 Personen Ski fahren.

"Können Atomwaffen bauen, können auch Skilift bauen"
Nordkorea bezeichnete die Absage aus der Schweiz Ende August als "ernst zu nehmenden Verstoß gegen Menschenrechte". Doch ausgeträumt hat Diktator Kim den Traum von modernen Auffahrten offenbar noch nicht. Die Anlagen sollen zum Saisonstart im Dezember zur Verfügung stehen, hieß es zuletzt. "Wir können Atomwaffen und Raketen bauen", sagte Kim Tae Yong, Chef des nordkoreanischen Skiverbands, den AP-Reportern. "Wir können auch einen Skilift bauen." Immerhin: Bei der Visite waren zwei recht simpel anmutende Schlepplifte installiert, jedoch noch nicht bereit, in Betrieb genommen zu werden.

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