„Es lebe der Papst!“
Hunderttausende bei Amtseinführung von Leo XIV.
Erneut säumen Hunderttausende Pilger die Straßen Roms. Am Sonntag ist Papst Leo XIV. offiziell in sein Amt eingeführt worden. Der 69 Jahre alte Pontifex aus den USA winkte bei seiner Ankunft am Petersplatz den Menschen lächelnd zu und segnete sie. Gläubige aus den USA schwenkten ihre Landesflagge. In seiner Predigt, die weltweit von Fernsehsendern live übertragen wurde, unterstrich der Pontifex, dass er „ohne Verdienst“ zu Franziskus‘ Nachfolger auserwählt worden sei.
Das „Papamobile“ fuhr inmitten der Menschenmenge vom Petersplatz die Via della Conciliazione entlang, der Achse, die zum Vatikan führt, und die gleiche Strecke zurück zum Petersdom. Das Fahrzeug hielt gelegentlich, der Papst segnete einige Kinder. „Viva il papa!“ („Es lebe der Papst“) skandierten die Gläubigen, die versuchten, mit ihren Smartphones Bilder des Papstes in dem weißen Fahrzeug zu machen.
„Komme mit Furcht und Zittern zu euch“
Im Rahmen des Gottesdienstes, der Delegationen aus 200 Ländern beiwohnten, erhielt der 69-Jährige den Fischerring in Erinnerung an den Apostel und ersten Papst Petrus und das Pallium, ein mit schwarzen Kreuzen besticktes weißes Band aus der Wolle eines gesegneten Lamms, als Zeichen seiner Papstwürde. Damit hat das Pontifikat von Leo XIV. offiziell begonnen. Der Stoffschal, der sich vorher in der Pallien-Nische am Petrusgrab befand, ist ein besonderes Zeichen seiner Amtsvollmacht und mit fünf Kreuzen für die fünf Wundmale Jesu versehen.
In seiner Predigt in italienischer Sprache hob der Papst die Trauer der Kirche über das Ableben von Franziskus hervor. Er selber sei „ohne Verdienst“ zum Heiligen Vater auserwählt worden. „Ich bin ohne jeden Verdienst auserwählt worden und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der ein Diener eures Glaubens und eurer Freude sein will, der mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes geht, der uns alle in einer Familie vereint sehen will“, sagte Leo XIV. Seine Worte wurden von den Gläubigen mit Beifall aufgenommen.
Der neue Papst plädierte für eine geeinte Kirche, die sich für den Weltfrieden einsetze. „In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt. Und wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert. Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm“, erklärte Leo XIV.
Stocker: „Wird Fähigkeit als Brückenbauer unter Beweis stellen“
Bundeskanzler Christian Stocker führt Österreichs Delegation an. Er ist der Ansicht, dass große Erwartungen mit dem Pontifikat des neuen Papstes Leo XIV. verbunden sind. „Es wird spannend sein zu sehen, welche Akzente der neue Papst gegenüber denen seines Vorgängers Franziskus setzen wird“, betonte Stocker im Gespräch mit österreichischen Journalisten nach seiner Ankunft in Rom am Samstagabend.

„Wir haben aus seinen ersten Ansprachen gesehen, dass ihm Frieden, Gerechtigkeit und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ganz besondere Anliegen sind“, erklärte Stocker, der am 27. April an der Trauerzeremonie für den verstorbenen Papst Franziskus teilgenommen hatte. Der Bundeskanzler zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Papst bald die Fähigkeiten als „Brückenbauer“, die ihm zugeschrieben werden, unter Beweis stellen werde. „Der Papst hat bereits gezeigt, verschiedene Kulturen verbinden zu können“, meinte Stocker.
Österreichische Kirchenglocken läuteten 15 Minuten lang
Auch US-Vizepräsident JD Vance und US-Außenminister Marco Rubio waren auf dem Petersplatz – ebenso wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Vertreter von Königshäusern wie Felipe und Letizia von Spanien, Königin Maxima der Niederlande und der britische Prinz Edward. Frankreich entsandte Premierminister Francois Bayrou, aus Deutschland reiste Bundeskanzler Friedrich Merz nach Rom. Brasilien, das größte katholische Land der Welt, schickte Vizepräsident Geraldo Alckmin nach Rom.
Die heimische katholische Kirche war bei der Messe zum Pontifikatsbeginn unter anderem mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, und dem Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl vertreten. In Österreich läuteten zu Beginn der offiziellen Amtseinführung um 10 Uhr für 15 Minuten die Kirchenglocken.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.