Erstmals seit drei Jahren führten ukrainische und russische Vertreter in Istanbul direkte Gespräche über den Ukraine-Krieg. Nachdem der Kriegsgipfel zunächst von einem Termin-Wirrwarr überschattet wurde, geht man in Kiew davon aus, dass es sich nur um Scheinverhandlungen gehandelt haben dürfte.
Der türkische Außenminister Hakan Fidan eröffnete das Treffen der Delegationen beider Länder und Vertretern der Türkei mit einer Rede, die das türkische Außenministerium per Video übertrug. Zuvor beriet die Ukraine mit den USA und der Türkei. Laut ukrainischen Angaben gab es zudem hochrangige Beratungen mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Eine Waffenruhe hatte für die Ukraine einem Insider zufolge bei den Gesprächen in Istanbul Priorität. Es seien auch „vertrauensbildende Maßnahmen“ notwendig, sagte die mit der Situation vertraute Person. „Wir sind uns bewusst, dass für erfolgreiche Diplomatie eine Waffenruhe unerlässlich ist. Eine echte, dauerhafte und gut überwachte“, so der Insider.
„Außerdem sind humanitäre, vertrauensbildende Maßnahmen erforderlich, wie die Rückkehr ukrainischer Kinder, inhaftierter Zivilisten und der Austausch von Kriegsgefangenen auf der Basis aller gegen alle.“
Inakzeptable Ultimaten gestellt
Die Forderungen aus Moskau „beinhalten Ultimaten, dass die Ukraine sich von ihrem eigenen Territorium zurückzieht, um eine Waffenruhe zu erreichen, sowie weitere inakzeptable und nicht konstruktive Bedingungen“, sagte ein Insider aus dem Umfeld der ukrainischen Delegation. „Die Ukraine ist bereit für eine echte Waffenruhe und einen weiteren authentischen Friedensprozess ohne Vorbedingungen“, fügte er hinzu.
Es sind die ersten direkten Gespräche der Kriegsparteien seit 2022. Der Auftakt war eigentlich für Donnerstag erwartet worden, die beiden Seiten kamen trotz türkischer Vermittlung am Ende aber nicht zusammen. Das Fernbleiben von Kremlchef Wladimir Putin hatte den Hoffnungen auf bedeutende Ergebnisse der Verhandlungen bereits am Mittwoch einen Dämpfer versetzt.
Wert des Treffens wird untergraben
Aus der Ferne wiegelte zudem US-Präsident Donald Trump ab. Einen Durchbruch könne es nur mit ihm und dem Kremlchef in einem Raum geben. Der Kreml hat Erwartungen an ein baldiges Treffen zwischen den Staatenführern allerdings gedämpft.
Solchen Treffen gingen immer Verhandlungen zwischen Experten, Konsultationen und eine „lange, nervenaufreibende Vorbereitung“ voraus, sagte Kremlsprecher Dimitri Peskow. Trump sagte bei einer Veranstaltung in den Vereinigten Arabischen Emiraten, seine Tochter Tiffany habe gerade ein Baby zur Welt gebracht und er wolle seinen Enkel möglichst schnell sehen.
Die ukrainische Delegation wollte bei den Gesprächen über ein mögliches Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kreml-Chef Wladimir Putin sprechen. Ein Treffen der beiden Staatsoberhäupter werde „auf der Agenda der ukrainischen Delegation stehen“, hieß es aus ukrainischen Diplomatenkreisen.
Die Einleitung des Gipfels wurde per Video übertragen:
NATO: Putin hat „Fehler“ gemacht
Russland hatte vor den Gesprächen gesagt, man wolle ohne Vorbedingungen verhandeln. Von seinen Maximalforderungen ist Moskau bisher aber nicht abgerückt. So soll die Ukraine aus Moskauer Sicht auf die seit 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim und ihre teils besetzten Gebiete, Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie auf einen NATO-Betritt verzichten.
Putin hat nach Einschätzung von NATO-Generalsekretär Mark Rutte bei der Besetzung seiner Delegation für die Gespräche mit der Ukraine nicht die richtige Entscheidung getroffen. „Ich denke, Putin hat einen Fehler gemacht, indem er eine Delegation auf niedriger Ebene entsandt hat – angeführt von diesem Historiker, der bereits 2022 an den Gesprächen beteiligt war.“ Der Ball liege jetzt eindeutig in seinem Spielfeld. Putin wisse, dass er in Schwierigkeiten stecke.
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