Sie ist eine der provokantesten und einflussreichsten Künstlerinnen der feministischen Avantgarde: VALIE EXPORT. Ihre Werke sorgten in den 1960er und 70er Jahren für zahlreiche Skandale – sie schürte nicht Sensationslust, sondern übte radikale Kritik an patriarchalen Strukturen. Am Samstag, 17. Mai, wird die Künstlerin 85 Jahre alt.
Ein Kasten vor dem nackten Busen: In einer belebten Fußgängerzone durften Passanten für zwölf Sekunden ihre Hände in diesen Kasten stecken und die Brüste von VALIE EXPORT berühren – dieses „Tapp- und Tastkino“ sorgte im Jahr 1968 für einen der berüchtigtsten Skandale durch Kunst.
Die junge Frau provozierte mit einem neuartigen, radikalen Aktionismus das Bürgertum. Und sie überschritt dabei bewusst Tabus, weil sie Rollenbilder von Weiblichkeit irritieren, ja richtiggehend zerstören wollte.
„Natürlich gab es Anfeindungen“
Im „Krone“-Talk sagt sie heute: „Klarerweise gab es viele Anfeindungen. Man hat nicht verstanden, dass in meiner Kunst der weibliche Körper anders eingesetzt wurde, als man gewohnt war von historischen Bildern. Mutter, Dienende, Leidende – man hat Frauen immer in diesen Rollen gesehen. Und nun provozierte ich mit meinem Körper und lenkte die Blicke auf die Unterdrückung der Frau.“
Eine internationale Karriere
VALIE EXPORT nahm in den folgenden Jahrzehnten an unzähligen internationalen Ausstellungen u.a. im Pariser Centre Pompidou, bei der documenta in Kassel, der Biennale in Venedig und im New Yorker MoMA ebenso teil wie an internationalen Filmfestivals.
Gute Gelegenheit für Staatspreis
Sie hatte eine Professur an der HdK in Berlin, von 1995 bis 2005 lehrte sie als Professorin für Multimedia-Performance in Köln – den österreichischen Staatspreis hat man ihr bisher nicht verliehen.
Nun würde sich aber eine gute Gelegenheit bieten, denn am 17. Mai wird die einstige Avantgardistin, die internationale Kunstgeschichte schrieb, 85 Jahre alt.
Buch, Kinofilm und Geburtstagsparty
Unter dem Titel „How to Do Things with VALIE EXPORT“ soll in Kürze im Verlag spector books ein Band erscheinen, der sie als „eine der radikalsten und bedeutendsten audiovisuellen Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts“ würdigt. Claudia Müllers Kinofilm „VALIE EXPORT. Das Bewaffnete Auge“, der 2026 in die Kinos kommen soll, wird sich vor allem mit ihrer Rolle als Kunstvermittlerin und Kuratorin beschäftigen.
Belvedere-Generaldirektorin Stella Rollig sagt, EXPORT habe „die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts mit ihren medienübergreifenden Arbeiten maßgeblich geprägt“. Das Wiener Belvedere 21 widmet VALIE EXPORT am 21. Mai (18 bis 23 Uhr) ein großes Fest.