Jährlich baut die A1 Telekom Austria Hunderte Stellen in Österreich ab – das ruft erneut die Personalvertretung auf den Plan. In einem offenen Brief an Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer warnt der Betriebsrat der Konzernholding vor „einer schrittweisen Abwanderung eines Leitbetriebs“ und fordert eine aktivere Rolle der Republik.
„Eine Schwächung des Standorts und die schrittweise Abwanderung eines heimischen Leitbetriebs“ befürchtet Alexander Sollak, der dem Betriebsrat der Konzernholding vorsteht. Mit einem offenen Brief wendet er sich nun an den für die Staatsholding Öbag zuständigen Minister Wolfgang Hattmannsdorfer. Der „Krone“ liegt das Schreiben vor.
Öbag ist Miteigentümer der A1
Der ÖVP-Minister hat in mehreren Interviews, auch in der „Krone“, angekündigt, die Öbag umkrempeln zu wollen. Sie soll strategisch neu ausgerichtet werden und aktiver als bisher agieren. Zu den Öbag-Beteiligungen gehören etwa neben Post, OMV und Casinos auch der Telekombetreiber A1 mit über 6000 Mitarbeitern, davon rund 250 in der Holding, derzeit hält der Staat 28 Prozent.
Sollak, der auch im ÖGB-Bundesvorstand ist, befürchtet eine Aushöhlung des Standorts, wesentliche Unternehmensfunktionen könnten im Ausland gebündelt werden. Eine Rolle spielen dabei „Competence Delivery Centers“ (Kompetenzzentren), in denen Tätigkeiten in der Gruppe zusammengefasst werden, die meisten dieser Jobs haben als Dienstort Bulgarien. Der Konzern begründet das damit, Tätigkeiten in der Gruppe nicht mehrfach, extra für jeden einzelnen Markt, ausführen zu wollen,
„Übersiedlung wesentlicher Teile des Unternehmens“
„Es handelt sich im wahrsten Sinne des Wortes um eine Übersiedlung wesentlicher Teile des Unternehmens“, heißt es in dem Brief – sozusagen ein bulgarisches Unternehmen mit Zentrale in Wien. Wesentliche Entscheidungen könnten außerhalb Österreichs getroffen werden. Schon jetzt verschwinden jährlich Hunderte Jobs aus Österreich, auch heuer werden es 400 Personen weniger sein. Zuletzt sagte A1-Chef Alejandro Plater zur „Krone“, dass 2800 Menschen in Zukunft in den Kompetenzzentren beschäftigt sein sollen.
Der Betriebsrat sieht aber nicht nur den einhergehenden Jobabbau kritisch, er warnt auch vor weniger nationaler Souveränität in Zusammenhang mit kritischer IT- und Telekominfrastruktur. Die A1 ist das größte Mobilfunkunternehmen Österreichs und investiert jährlich eine halbe Milliarde Euro hierzulande.
„Wir teilen das Ziel, Österreich als Wirtschafts- und Technologiestandort weiter zu stärken. Die Sicherung von Wertschöpfung und qualifizierten Arbeitsplätzen im Land ist dabei ein gemeinsames Anliegen – und die ÖBAG nimmt dabei eine wichtige Rolle ein, indem sie die strategische Standortpolitik aktiv mitgestaltet. Das hat mir die Unternehmensführung versichert.“
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer
Bild: APA/HELMUT FOHRINGER
„Es sind auch standort- und industriepolitische Erwägungen sowie die wichtige Rolle der Öbag, die uns dazu bewogen haben, dieses Schreiben an Sie zu richten“, schreibt Sollak an Hattmannsdorfer. Derzeit hält der Staat rund 28 Prozent an A1. Im Syndikatsvertrag mit der Republik steht, dass wesentliche Unternehmensfunktionen in Österreich gesichert sein müssen. Diese Vereinbarung könnte ausgehöhlt werden, befürchtet Sollak.
Er appelliert daher an Hattmannsdorfer, künftig, wie angekündigt, eine aktivere Beteiligungspolitik umzusetzen „und nicht nur auf Dividendenmaximierung bei den Öbag-Beteiligungen zu schauen. Die Rolle der Republik als Eigentümer soll aktiv wahrgenommen werden.“
Minister: „Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land halten“
Minister Hattmannsdorfer meint in einer eher vagen Stellungnahme gegenüber der „Krone“, „er nehme die Sorgen der Personalvertretung und der Gewerkschaft sehr ernst.“ Darum habe der auch mit der Unternehmensführung Kontakt aufgenommen und diese zu einer Stellungnahme aufgefordert. Bald soll ein Treffen zwischen Öbag und Arbeitnehmervertretern stattfinden. Ein Anliegen sei jedenfalls, „Österreich als Wirtschafts- und Technologiestandort weiter zu stärken und qualifizierte Arbeitsplätzen sowie Wertschöpfung im Land zu sichern.“
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