Mit seiner verspäteten Anreise zum Kongress in Asunción hat FIFA-Präsident Gianni Infantino Hunderte Delegierte brüskiert und seine Kritiker ungewollt bestätigt. Der Beginn des Jahrestreffens des Fußball-Weltverbandes musste wegen Infantinos Fehlen um fast dreieinhalb Stunden verschoben werden, da der Privatjet des Schweizers von seiner Nahost-Reise mit US-Präsident Donald Trump nicht rechtzeitig in Paraguay ankam.
Eine Begründung für seine Verspätung nannte Infantino bei seinen ersten Begrüßungsworten nicht. „Unvorhersehbare Gründe“ hätten zu dieser geführt, hieß es in einer Erklärung an die Fußball-Funktionäre aus 211 Mitgliedsländern. Delegierte im Bourbon Asunción Convention Centre reagierten offenbar verärgert auf die zeitliche Verschiebung.
Es habe „Probleme“ mit seinem Flieger gegeben. Die Reise zuvor mit Trump sei notwendig gewesen. „Als FIFA-Präsident ist es meine Verantwortung, Entscheidungen im Interesse der Organisation zu treffen“, sagte er. „Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein muss, um den Fußball und Sie alle zu vertreten.“
Europäer verließen das Podium
Aus Protest gegen Infantinos Verhalten verließen die europäischen Council-Delegierten geschlossen das Podium. Die Funktionäre um UEFA-Präsident Aleksander Ceferin kehrten nach der Kaffee-Pause nicht auf die für sie reservierten Plätze hinter dem FIFA-Vorsitzenden zurück. Reaktionen der UEFA-Delegierten oder von der FIFA zu dem Vorfall gab es vorerst nicht. ÖFB-Interimspräsident Wolfgang Bartosch und Generalsekretär Thomas Hollerer hatten den Kongress zu diesem Zeitpunkt schon verlassen, um vor der ÖFB-Präsidiumssitzung am Samstag und der Hauptversammlung am Sonntag in Bregenz nicht in Terminstress zu geraten.
Privatjet noch in der Luft
Mehrere Medien berichteten, dass der Flieger des Weltverbandschefs nach einem morgendlichen Zwischenstopp in Nigeria aus Katar kommend noch in der Luft war, als das Treffen um 9.30 Uhr Ortszeit hätte beginnen sollen. Zunächst war der Countdown auf der FIFA-Website bis zum Kongress-Beginn um eine Stunde verlängert worden, dann tickte die Uhr insgesamt drei Stunden länger herunter.
In den vergangenen Tagen hatte es viel Wirbel um eine Reise von Infantino nach Saudi-Arabien und Katar gegeben. Der Weltverbandschef hatte dort an Treffen mit US-Präsident Trump teilgenommen, anstatt – wie sonst üblich – Veranstaltungen vor dem FIFA-Kongress zu besuchen. Trump und Infantino hatten sich zuletzt anlässlich der Vorbereitungen auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada mehrfach getroffen.
Lob von Trump, Tadel von Klaveness
„Great Job, Gianni“ (Großartige Arbeit, Gianni; Anm.), hatte Trump in Richtung Infantino bei einem Meeting während der Reise gerufen, wie in einem Video zu hören war. Dieser Meinung waren viele FIFA-Delegierte in Paraguay nicht. „Es ist wichtig, dass er die Tage anwesend ist, an denen wir anwesend sind. Das ist der wichtigste Treffpunkt für uns“, hatte die norwegische Verbandschefin Lise Klaveness vor dem Kongress gesagt.
Eine Sitzung des wichtigen Gremiums musste wegen der Infantino-Reise um mehrere Tage vorverlegt und als Online-Sitzung abgehalten werden. Die Kongress-Agenda selbst sieht keine bahnbrechenden Tagesordnungspunkte vor. Allerdings werden wie üblich wichtige Themen abseits der mehrstündigen Plenarsitzung diskutiert. Unklar ist weiterhin, wie Infantino den Vorschlag Uruguays bewertet, die WM 2030 mit 64 statt 48 Teams auszurichten.
Zunächst plauderte der FIFA-Boss über die Fanthematik bei der WM 2026. Dabei versprach er eine sichere Endrunde und zerstreute Sorgen vor den politischen Umständen in den USA. „Die Welt ist willkommen in Amerika“, sagte Infantino in seiner Ansprache. Zuletzt waren angesichts der restriktiven Migrationspolitik von Trump Bedenken geäußert worden, dass sich Fans und Delegationen beim Turnier problemlos zwischen den drei Ausrichtern USA, Kanada und Mexiko bewegen können oder in den USA Probleme für Menschen aus bestimmten Ländern drohen könnten.
Kein Platz für „Troublemaker“ bei WM
Infantino sieht hierfür keine Begründung und verwies auf ein kürzlich abgehaltenes Spitzentreffen im Weißen Haus, bei dem auch US-Vizepräsident JD Vance anwesend war. Der Trump-Stellvertreter hatte anschließend geäußert, dass alle Fans willkommen seien, sie müssten aber das Land anschließend auch wieder verlassen.
Infantino betonte zugleich, dass sich seine Aussage nur auf friedliche Fans beziehe. „Wer Ärger macht, ist nirgendwo auf der Welt willkommen“, stellte er fest. Im Fußball gäbe es keinen Platz für „Troublemaker“. In diesem Sommer findet in den USA zudem die Klub-WM mit 32 Mannschaften aus allen sechs FIFA-Konföderationen statt.
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