Jährliches Highlight

„Muttertag“: Österreichs kultigste Milieustudie

Unterhaltung
09.05.2025 06:00

Über die letzten 32 Jahre entwickelte sich „Muttertag“ zu einem der größten Klassiker der österreichischen Filmhistorie. Am Anfang wurde die Kult-Komödie allerdings noch sehr kritisch beäugt: Reinhard Nowak, einer der fünf Hauptdarsteller, erinnert sich im Gespräch mit der „Krone“.

Würde man den Film „Muttertag“ am alljährlichen Muttertag im ORF (11. Mai, ORF 1, 20.15 Uhr) absetzen, würde sich ein wütender Mob mit Mistgabeln bewaffnet zum Protest gen Küniglberg aufmachen. Wie kaum ein zweiter heimischer Film prägte das Debütwerk von Regisseur Harald Sicheritz das Humorverständnis eines ganzen Landes. Die launigen Sprüche sind längst in den Kanon der Alltagsunterhaltungen eingezogen und der Film erzielt auch bei der x-ten Ausstrahlung alljährlich respektable Quoten.

Mühsames Bretterbohren
Entstanden ist die filmische Umsetzung aus einem Kabarettprogramm des „Schlabarett“-Kollektivs. Alfred Dorfer, Roland Düringer, Andrea Händler, Eva Bilisich und Reinhard Nowak, die handelnden Personen, setzten das Stück kameratauglich um und sind anfangs erst auf Verwunderung und Ablehnung gestoßen, wie sich Nowak im „Krone“-Interview erinnert: „Von der Filmförderung wurde das Projekt ein paar Mal abgelehnt. Man könne doch als Erwachsener keine Kinderrollen spielen und warum überhaupt verschiedene Figuren personifizieren. Die Leute schienen damals konsterniert und haben nicht ganz gecheckt, worum es ging.“

Die „Muttertag“-Uraufführung fand 1993 bei der Salzburger Diagonale statt, der Film brauchte etwas Zeit, um zum Publikumsrenner zu werden. Heute ist er zum wohl beliebtesten Komödien-Evergreen der heimischen Filmgeschichte mutiert. Nicht nur für Debütant Sicheritz war „Muttertag“ neu, auch die Hauptdarsteller waren im Filmgeschäft Anfänger bis Amateure. „Vielleicht war es auch Gottes Wille, dass wir ein bisschen unbedarft an die Sache rangegangen sind“, lacht Nowak, „was wir da gemacht und geleistet haben, wurde mir erst einige Jahre später bewusst.“

Zeiten haben sich geändert
Wer sich mit den wichtigsten Wiener Schimpfwörtern ausstatten möchte, ist bei „Muttertag“ goldrichtig. Nowak hätte gerne eine Fortsetzung gedreht, dazu kam es trotz der späten Erfolge aber nicht. „Jetzt ist es wahrscheinlich zu spät dafür.“ Es bleibt auch die Frage offen, wie man einen zweiten Teil heute inszenieren würde? Stichwort politische Korrektheit und verändertes Humorverständnis. Eine Rolle wie jene Nowaks als dunkelhäutiger Inselkellner würde heute wohl nicht mehr durchgehen. „Das ist bei einigen Sachen der Fall – in diesem Film wurde auch unfassbar viel geraucht. Heute gibt es zu viele Richtlinien und man ist viel vorsichtiger geworden.“ Die anhaltende Popularität des Films hat längst auch jüngere Generationen erreicht. „Je schlechter die Zeiten sind, desto lieber schaltet man ab und lässt sich fallen. Meine Tochter hat den Film mit zwölf gesehen – sie fand ihn auch sehr lustig.“

Von seinen diversen Personifizierungen ist ihm jene des schusseligen und jähzornigen Familienvaters Edwin Neugebauer am besten in Erinnerung. Und auch, dass mit Leuten wie I Stangl, Willi Resetarits oder Roland Neuwirth diverse Freunde und Bekannte in Nebenrollen eingebaut wurden. „Nur schade, dass es dafür keine Tantiemen gibt“, fügt Nowak verschmitzt an.

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