Neuer Kanal startet
Al-Jazeera mischt jetzt die US-Nachrichten auf
Für den US-Start hat der Sender keine Kosten und Mühen gescheut. So beschäftigt Al-Jazeera America im New Yorker Hauptquartier rund 1.000 Mitarbeiter. Zahlreiche Top-Journalisten der US-Nachrichtenbranche wurden für das Programm verpflichtet. Mit im Boot sind etwa der ehemalige CNN-Chefkorrespondent für Wirtschaft, Ali Velshi, und der frühere NBC-Moderator John Seigenthaler, der laut Medienberichten die abendliche Nachrichtensendung präsentieren soll.
Al-Jazeera plant täglich ein 14-stündiges Nachrichtenprogramm unter anderem mit vielen Geschichten aus der arabischen Welt. Dort ist der Sender, der internationale Programme in Englisch und Arabisch ausstrahlt, bereits eine etablierte Größe und erreicht täglich Millionen von Zuschauern.
Kabelsender um 500 Millionen Dollar übernommen
Für den flächendeckenden Einstieg in den USA hatte der Medienkonzern mit Sitz in Katar zuvor den linksliberalen US-Kabelsender Current TV übernommen, der 2005 vom früheren US-Vizepräsidenten Al Gore zusammen mit einem Geschäftsmann gegründet worden war. Laut Medien belief sich der Kaufpreis auf 500 Millionen Dollar.
Ob Al-Jazeera America die amerikanischen Wohnzimmer im Sturm erobern wird, ist offen. Zwar erreicht der Sender über den Kanal von Current TV auf Anhieb 48 Millionen US-Haushalte. Allerdings hatte der Vorgänger-Sender laut TV-Statistiken zuletzt nur rund 24.000 Zuschauer zur Hauptsendezeit. Zum Vergleich: Fox News erreichte 1,3 Millionen Menschen.
Zudem misstrauen viele Amerikaner dem arabischen Sender noch immer. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatte er Drohbotschaften des Al-Kaida-Anführers Osama bin Laden ausgestrahlt und sich damit unter anderem die Kritik der damaligen US-Regierung unter Präsident George W. Bush zugezogen.
Murdoch-Medien machen gegen Neo-Konkurrenz mobil
Vor dem Start machte die Tageszeitung "New York Post", die wie der TV-Sender Fox News zum Imperium von Rupert Murdoch gehört, Stimmung gegen den neuen Konkurrenten. Das Blatt zitierte - ohne Namen zu nennen - große Werbeagenturen, die angeblich nicht bereit seien, bei Al-Jazeera Reklame zu platzieren.
Al-Jazeera America will nach eigenen Angaben im US-Fernsehmarkt Lücken füllen, besonders junge Zuschauer ansprechen und mit Dokumentationen und Themen fernab vom Mainstream punkten. Anders als andere US-amerikanische Fernsehsender soll das Programm dabei weniger durch Werbespots unterbrochen werden.
Senderchef: "Weniger Geschrei, weniger Promi-Meldungen"
"Die Zuschauer werden einen Kanal sehen, der sich von den anderen unterscheidet", sagte Senderchef Ehab al-Shihabi. Schwerpunkte des Programms würden faktenbasierte und hintergründige Nachrichten sein. "Es wird weniger Meinung, weniger Geschrei und weniger Promi-Meldungen geben."
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