Österreich reagiert:

Reisewarnung für ganz Ägypten

Österreich
16.08.2013 17:48
Die Unruhen in Ägypten haben jetzt Auswirkungen auf Österreich: Am Freitag um Punkt 17 Uhr weitete das Außenministerium die bisherige partielle Reisewarnung für Ägypten auf das ganze Land aus. Das bedeutet: Urlauber, die ihre Reise noch nicht angetreten haben, können ab sofort kostenlos stornieren. Der größte Reiseveranstalter des Landes, TUI, nahm überhaupt alle Ägypten-Reisen aus dem Programm – vorerst.

Die Ausrufung der generellen Reisewarnung (genaue Reisehinweise des österreichischen Außenministeriums für Ägypten finden Sie hier) erfolge "aufgrund der Eskalation der letzten Tage mit so vielen Toten", erklärte Außenminister Michael Spindelegger. "Die Sicherheit ist einfach nicht mehr gegeben." Neben Österreich haben auch die Schweiz und Tschechien eine generelle Reisewarnung für Ägypten ausgegeben. Deutschland und Polen raten vor nicht unbedingt nötigen Reisen in das Krisenland ab.

Laut Spindelegger gelte die Reisewarnung jedoch nur für zukünftige Reisen, Urlauber, die sich bereits im Land befänden, könnten ihre Reise fortsetzen. Er habe am Mittwoch zwei Mitarbeiter in die Tourismusorte Sharm el-Sheikh und Hurghada geschickt. "Die Lage dort ist derzeit noch ruhig", für den Notfall habe man jedoch Vorsorge getroffen, so der Außenminister. "Denn die letzten Tage haben gezeigt, wie schnell die Lage eskalieren kann."

Gespannte Ruhe in Urlaubsorten
Derzeit befinden sich diversen Reiseveranstaltern zufolge etwa 5.000 österreichische Urlauber in Ägypten - der Großteil (rund 75 Prozent) in Hurghada und etwa ein Fünftel in Sharm el-Sheikh. Wenig bis gar nichts bekommen die Urlauber mit, die sich an den idyllischen Stränden des Roten Meeres tummeln. "Ich habe erst von den Unruhen erfahren, als ich am Donnerstag wieder angekommen bin", erzählt etwa Severin P. aus Krems. Aussagen, die sich mit jenen eines Großteils der Touristen decken.

Allerdings haben die Reiseveranstalter bereits reagiert und raten ihren Gästen, das Hotel nicht zu verlassen. "Anfragen von Urlaubern, die wieder zurück wollen, hat es keine gegeben", so Kathrin Limpel, Pressesprecherin der TUI Österreich. Vor Ausflügen in die Wüste, zu Ausgrabungsstätten oder in Ballungszentren wurde bereits seit Längerem gewarnt – in den Badeorten herrscht nach wie vor gespannte Ruhe.

Nicht alle Veranstalter ziehen die Notbremse
Die TUI war es auch, die am Freitag als erster Reiseveranstalter die Notbremse zog. Ab sofort sind alle Ägypten-Reisen (vorläufig bis 15. September) abgesagt. Für Thomas Cook Austria gilt dasselbe, Ruefa rät zu Umbuchungen. Von TUI werden die Kunden zur Stunde informiert, "wir versuchen, so viele wie möglich auf Wunsch auf andere Destinationen umzubuchen". Einige Touristiker werden diesem Beispiel folgen, andere wiederum nicht.

Die "Krone" fragte bei Dieter Pammer, Marketingdirektor des Ägypten-Marktführers ETI, nach.

"Krone": Herr Pammer, Sie sind seit 1. August Marketingdirektor bei ETI, dem Marktführer bei Ägypten-Urlauben im deutschsprachigen Raum – und gleich gibt's mit den Unruhen eine Feuertaufe.
Dieter Pammer: Ich war am Mittwoch in Hurghada, um mir selbst ein Bild vor Ort zu machen: Die Leute liegen zu Tausenden am Strand, schnorcheln, essen, entspannen sich, genießen den Urlaub.

"Krone": Das Außenministerium hat eine Reisewarnung herausgegeben. Was nun?
Pammer: Da muss man schon klar sagen, dass ETI einen Riesenvorteil bietet: Unser Besitzer ist ein ägyptischer Baumogul, der in Hurghada und Sharm el-Sheikh 24 Hotels hat, eigene Kühllager und Lieferanten. Die Versorgung der Gäste wird also nie ein Problem sein. Und die Unruhen spielen sich im 600 Kilometer entfernten Kairo ab.

"Krone": Sie waren selbst in Hurghada. Aber gerade dort wurde schon ein Muslimbruder erschossen.
Pammer: Ja, in irgendeinem Hintergassl. Das war keine Politaktion. Und noch einmal: Vom Flughafen ist man in Hurghada in 20 Minuten im Resort, da gibt es keine Sicherheitsprobleme. Das merken die Gäste.

"Krone": Bisher hat nur eine Handvoll Kunden storniert.
Pammer: Obwohl wir Gratisumbuchungen und kostenlose Stornierungen anbieten! Am Samstagabend gehen zwei Flieger von Linz weg: Der eine ist zu 100 Prozent ausgebucht, der andere zu 96 Prozent. Wir sind rappelvoll, fliegen an diesem Wochenende 4.000 Kunden hin und her.

"Krone": TUI hat alle Ägyptenflüge eingestellt. Und Sie?
Pammer: Wir fliegen weiter.

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