"Zahlen sicher nicht"

17.000 € Miete: Sängerknaben vor Finanzdebakel

Österreich
17.07.2013 14:57
Groteske um den Traditionschor der Wiener Sängerknaben: Der Verein soll nach herber Rechnungshofkritik monatlich 17.200 Euro Miete für das Palais Augarten bezahlen. "Geht nicht", sagt Präsident Walter Nettig (kleines Bild). Nettig will nun noch mit dem Bund verhandeln, tritt dann aber zurück.

Er ist ein Urgestein, Netzwerker, Allrounder - doch jetzt haut er den Hut drauf. Senator Walter Nettig lässt die Ära Wiener Sängerknaben hinter sich. Ende August räumt er seinen Präsidenten-Sessel im Augarten-Palais. Das drohende Finanzdesaster um den Knabenchor habe aber nichts damit zu tun, sagt der 78-Jährige.

Ganz im Gegenteil: Nettig will für seinen Nachfolger auch in Zukunft "das Netzwerk im Hintergrund aktivieren" - vorausgesetzt, es wird gewünscht. Denn was die Finanzen betrifft, sieht die Zukunft des Vereines Wiener Sängerknaben nicht rosig aus. Daraus macht der Noch-Präsident auch keinen Hehl. Staatliche Geldeintreiber sitzen den Jungsängern im Genick. Immerhin logieren sie in einem prächtigen Gebäude im 2. Bezirk.

"Rechnungshof hat keine Ahnung"
Eigentümer ist die Burghauptmannschaft, also die Republik. Den Sängerknaben war zuletzt durch Investitionen, die sie getätigt haben, eine Mietfreistellung gewährt worden. Nach deutlicher Kritik des Rechnungshofes ("versteckte Subventionen") sollen jetzt aber monatlich 17.200 Euro hingeblättert werden.

Abstimmung in der Infobox: Soll die Regierung den Sängerknaben helfen?

"Der Rechnungshof hat keine Ahnung, das ist nicht zu akzeptieren", wettert Nettig. Gezahlt werde "sicher nicht - wir müssen unsere Dienstleistungen aufrechterhalten. Von der Qualität rücken wir keinen Millimeter ab".

Nettig fordert Subventionen von Republik
Nettig geht sogar noch einen Schritt weiter: Er fordert Subventionen für den Verein - und das umgehend. Jeder, der sagt, das Geld soll über mehr Tourneen lukriert werden, habe keine Ahnung: "Hier geht es um Kinder. Wir werden sie sicher nicht überfordern. Die Sängerknaben sind DAS Aushängeschild Österreichs, die Republik muss sich endlich dazu bekennen."

Die Sängerknaben verwiesen am Mittwoch in einer Mitteilung besonders auf ihren Werbewert, "den man nicht beziffern kann". Man verstehe sich als Bildungseinrichtung. Um den Betrieb aufrecht zu halten, benötige man mindestens 2,8 Millionen Euro pro Jahr. "Etwa 65 Prozent des laufenden Budgets können wir erwirtschaften."

Bis 2001 hätten die Wiener Sängerknaben ganz ohne öffentliche Förderungen überlebt. Mit Ausnahme der Übernahme der Kosten für Lehrer im Bereich der Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht und von Förderungen für einzelne Projekte erhalte man keine Zuschüsse.

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