18 Jahre nach Krieg

Serbien hat höchste Zahl an Flüchtlingen in Europa

Ausland
20.06.2013 13:25
Serbien kämpft knapp 18 Jahre nach den Balkankriegen nach wie vor mit einer Flüchtlingssituation, die für europäische Staaten einzigartig ist. Das Land gehört laut Belgrader Medienberichten zu den fünf Staaten der Welt mit einer "verlängerten Flüchtlingssituation". Nach Schätzung des UNO-Flüchtlingshochkommissariats liegt die Zahl der Flüchtlinge (darunter v.a. Binnenvertriebene und Flüchtlinge aus den Nachbarländern) im Westbalkanstaat bei schätzungsweise 90.000 - die höchste Zahl in Europa.

Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge stammt aus den Nachbarländern Bosnien-Herzegowina und Kroatien. Die Lage ist auch in Bosnien-Herzegowina nicht wesentlich besser, wo nach Amtsangaben weiterhin 75.000 Personen einen Flüchtlingsstatus haben.

Balkan-Flüchtlinge wegen anderer Konflikte im Hintergrund
Die Flüchtlingskrise der 1990er-Jahre auf dem Westbalkan ist angesichts schwerer Flüchtlingsprobleme in anderen Weltteilen längst in den Hintergrund getreten. Offenbar haben auch die Lokalbehörden häufig die Probleme ihrer Mitbürger, die in den Kriegen aus ihrer Heimat vertrieben worden waren oder flüchten mussten, aus dem Auge verloren.

Bei einer unter der Schirmherrschaft der EU im April 2012 in Sarajevo abgehaltenen Geberkonferenz haben Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kroatien und Montenegro vereinbart, mit den Gebergeldern - für den Großteil von gesicherten 284 Millionen Euro kam die Europäische Union auf - die Unterkunft für 27.000 Flüchtlingsfamilien, dabei 16.780 in Serbien, zu errichten.

Geplante Flüchtlingsunterkünfte lassen auf sich warten
Gut ein Jahr später sei noch kein einziges Haus gebaut worden, stellte nun der UNHCR-Vertreter in Belgrad, Eduardo Arboledo, in einem Gespräch mit der serbischen Wochenzeitschrift "Novi magazin" fest. Den Engpass stelle die Bürokratie dar, meinte er. Es scheine manchmal so zu sein, als ob viele Beamten vergessen hätten, wer die eigentlichen Nutznießer des Vorhabens sein sollten. Die Flüchtlinge hätten noch keinen Nutzen gesehen, so Arboledo.

In Bosnien-Herzegowina sind seit dem Krieg (1992-1995) 68 Prozent des zerstörten Wohnraums - 325.000 Wohnungen bzw. Wohnhäuser - wiederaufgebaut worden. Weitere 145.000 Häuser sollen noch repariert werden. Die bosnische nichtstaatliche Flüchtlingsorganisation "Union für stabile Rückkehr" geht davon aus, dass seit dem Kriegsende 727.000 Menschen in ihre früheren Heime zurückgekehrt seien, weitere 100.000 hätten nicht den Wunsch danach bekundet.

Mostar als Sinnbild für die düstere Situation in Bosnien
Beim Ministerium für Menschenrechte sind noch immer 43.000 Flüchtlingsfamilien registriert. Als repräsentativ für die Flüchtlingssituation in Bosnien-Herzegowina kann die seit dem Kriegsende zwischen den bosnischen Kroaten und muslimischen Bosniaken geteilte Stadt Mostar gesehen werden: Am linken Neretva-Ufer leben nun fast ausschließlich Bosniaken, am rechten Kroaten. Eine Mischung der Ethnien gibt es auch in den meisten Schulen nicht. Vor dem Krieg galt gerade Mostar dank der stark entwickelten Militärindustrie als ein "Jugoslawien im Kleinen".

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