Seit 2007 werden Unfälle auf Bahnübergängen systematisch erfasst. Im ersten Berichtsjahr gab es 191 Kollisionen zwischen Zügen und Straßenverkehrsteilnehmern. 2012 wurde mit 140 Unfällen der bisher niedrigste Wert erreicht. 84 Unfälle ereigneten sich auf Kreuzungen, die nicht technisch - also entweder mit einer Ampel oder einer Ampel plus Schranken - gesichert waren. 56 Unfälle geschahen auf gesicherten Bahnübergängen. Neben den 15 Todesopfern wurden 32 Personen schwer und 50 leicht verletzt.
"Vollbeschrankung nicht finanzierbar"
"Seit 2007 wurden 56 Eisenbahnkreuzungen, die als Hotspots von Unfällen definiert wurden, entschärft", sagte Verkehrsministerin Doris Bures am Montag in Wien. Mit der neuen Eisenbahnkreuzungsverordnung, die seit September 2012 in Kraft ist, gelten nun klare Regeln für das Absichern von Eisenbahnkreuzungen. Konkret bedeutet dies, dass mehr Kreuzungen mit einer Lichtsignalanlage oder mit Lichtsignalanlage plus Schranken gesichert werden. Eine Vollbeschrankung aller Übergänge wäre allerdings nicht finanzierbar, sagte ÖBB-Holding-AG Vorstand Franz Seiser.
"Keine Gewähr durch technische Absicherung"
Zudem müsse laut Seiser immer "der Faktor Mensch" berücksichtigt werden, Verkehrsteilnehmern müssten die Gefahren bewusst gemacht werden. Es gebe "keine hundertprozentige Gewähr durch technische Absicherung", bekräftigte auch Bures. Die meisten Unfälle auf Bahnübergängen seien auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen und daher leicht vermeidbar. Diese Sensibilisierung dafür sei das Ziel des internationalen "Eisenbahnkreuzungs-Awareness-Tages", der am Dienstag stattfindet, so der Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit, Othmar Thann.
27 Prozent der Pkw-Lenker geben Unachtsamkeit zu
"Eisenbahnkreuzungen werden von vielen Lenkern nicht wahrgenommen - sei es durch Ablenkung oder Unachtsamkeit - oder nicht ernst genommen", sagte Thann. Laut der Umfrage des KfV gaben 27 Prozent der 500 befragten Lenker im September 2012 an, schon einmal erst im Nachhinein bemerkt zu haben, dass sie eine technisch nicht gesicherte Eisenbahnkreuzung unachtsam überquert haben. 28 Prozent sagten, dass sie sich bei ihnen gut bekannten Bahnübergängen aus Routine weniger achtsam verhalten. "Die, die sich am besten auskennen, gehen das höchste Risiko ein", sagte Thann.
"Zahl der Toten auf Null senken ist möglich"
Jeder zehnte Befragte behauptete sogar, ohnehin den Fahrplan zu kennen. "Trotz roter oder gelber Lichter oder Läutwerk bei beschrankten Bahnübergängen hat man sich in jedem Fall durch Schauen und Hören von einer gefahrlosen Überquerung der Eisenbahnkreuzung zu überzeugen", betonte Thann. Er ist davon überzeugt, dass es möglich sei, bis zum Jahr 2020 die Zahl der Getöteten bei Kollisionen auf Eisenbahnkreuzungen auf Null zu senken - dann, wenn "technisch viel investiert" und das "Verhalten der Menschen positiv beeinflusst" wird. Seiser machte darauf aufmerksam, dass Bremswege bei Zügen fünf- bis zehnmal so lange sind wie bei einem Pkw.
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