Experten-Meinungen

„Eine Ausgangssperre für die Kinder bringt nichts“

Oberösterreich
27.07.2024 09:00

Die Forderung nach veränderten Rechtsgrundlagen für die Betreuung von sogenannten „Systemsprengern“ sorgt unter Experten für geteilte Meinungen. Gewaltpädagogen halten strengere Beschränkungen für die Kinder- und Jugendlichen für kontraproduktiv sowie rechtliche Änderungen für nicht umsetzbar.

Ein Zehnjähriger, der Autos stiehlt und Gemeindeeinrichtungen zerstört, ein 13-Jähriger, der schon vor seinem 14. Geburtstag über 200 Straftaten begangen hat. Immer wieder sorgen nicht strafmündige (das ist man erst ab 14) Jugendliche für Schlagzeilen und Entsetzen. Doch was tun mit solchen Intensivtätern?

Rechtlicher Rahmen gefordert
„Wir brauchen eine pädagogische Handlungsfähigkeit. Es geht dabei nicht konkret um Ausgangssperren, sondern um einen rechtlichen Rahmen. Wenn wir zu einem Kind sagen können ,du bleibst da’, sind wird handlungsfähig“, meint Peter Heidlmair, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Lebensraum Heidlmair. In dessen Einrichtung in Pasching ist übrigens der besagte 10-Jährige untergebracht. Heidlmair unterstützt die Forderung von Kinderschutz-Landesrat Michael Lindner (SPÖ)  nach veränderten Bestimmungen für die Betreuung von „Systemsprengern“. Diese sollten Anhaltemöglichkeiten für besonders gefährdende Kinder und Jugendliche schaffen. 

Laut Gewaltpädagogen kontraproduktiv
Anderer Meinung ist Gewaltpädagoge Alexander Geyrhofer. Er hält stärkere Beschränkungen für wenig sinnvoll und sogar kontraproduktiv: „Die Kinder sind schon aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Zusätzliche Isolation ist der falsche Ansatz.“ Außerdem seien Ausgangssperren nicht umsetzbar. „Dass Kinder abhauen, wird man nicht verhindern können“, so Geyrhofer. Für ihn zeigen die Forderungen eine Hilflosigkeit der Politik.

Forderungen nicht umsetzbar
„Mehr Einschränkungen bringen nichts. Das sollte nicht der Weg sein, wie mit den Kindern umgegangen wird“, meint auch Alexander Unterberger, ebenfalls Gewaltpädagoge. Auch er denkt, dass die Forderungen nicht Realität werden können: „Man müsste an der geltenden Rechtslage so viel ändern, das ist nicht möglich.“ Heidlmair ist hingegen von der Umsetzung überzeugt. In den 50 Jahren, die seine Einrichtung schon besteht, musste immer wieder umgedacht werden. „Neue rechtliche Rahmenbedingungen sind jetzt der nächste Schritt“, sagt er.

Porträt von Katharina Waxenegger
Katharina Waxenegger
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