Weltweit sind Forscher auf der Suche nach neuen Arten, das Artensterben ist ihnen aber stets einen Schritt voraus. Neue Hoffnung, schnell und kostengünstig zu einer Klassifizierung neuer Arten beitragen zu können, liegt in einem vergleichenden Forschungsdesign, das nun ein Team um den Evolutionsbiologen Patrick Strutzenberger vom Department für Tropenökologie und Biodiversität der Tiere an der Universität Wien in einer neuen Studie erfolgreich angewandt hat. Der Schlüssel der Methode liegt darin, aktuelle Artenfunde Typus-Exemplaren aus Museen gegenüberzustellen.
Kleiner Eois-Falter als Hauptdarsteller
Hauptdarsteller der Studie ist der kleine südamerikanische Falter Eois (das Bild zeigt ein 1904 in Peru gesammeltes Exemplar des Typus Eois basaliata), der besonders artenreich in den Wäldern der Anden vorkommt. "Wir haben 96 Eois-Typen-Exemplare aus dem Natural History Museum in London untersucht und konnten bei 95 dieser Exemplare einen verwertbaren Abschnitt der sogenannten mitochondrialen DNA sequenzieren. Bei einem anschließenden Vergleich der 'alten' DNA mit jener von 154 Eois-Arten, die kürzlich in den Wäldern Ecuadors nachgewiesen werden konnten, gelang uns schließlich die Sensation: 135 Arten waren bislang neu für die Wissenschaft", so Strutzenberger.
Die Archive von Museen entpuppen sich für die zweifelsfreie Bestimmung von Organismen als wahre Schatzgrube: Sie bewahren Typus-Exemplare auf und stellen umfassende Informationen darüber zur Verfügung. Neben der fotografischen Dokumentation der Exemplare spielt heute insbesondere deren DNA-Sequenzierung, bei der mithilfe des DNA-Barcodings quasi der biologische Fingerabdruck einer Art identifiziert wird, eine entscheidende Rolle.
Kostengünstige Bestimmung von Organismen
Doch viele Exemplare sind wahre Methusalems und bringen so manches Altersleiden mit sich: Sie lagern seit der vorletzten Jahrhundertwende in den Archiven, ihre DNA ist stark abgebaut. Die Sequenzierung der DNA aus 100 bis 250 Jahre altem Material brachte bislang Schwierigkeiten mit sich und stellte die Wissenschaft nicht zuletzt angesichts Hunderttausender Museumsexemplare vor eine finanzielle Herausforderung. "Aufbauend auf unseren Ergebnissen könnte eine umfangreiche Erfassung aller Typus-Exemplare, die in Museen rund um den Globus ruhen, rasch und mit einem geringen finanziellen Aufwand in Angriff genommen werden", glaubt Strutzenberger.
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