Entdeckt haben die Wissenschaftler diese Galaxien, die zu den seltensten Objekten im Universum zählen, durch Beobachtungen mit dem Very Large Telescope (VLT, Bild 2) der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile, dem Gemini-South-Teleskop, das ebenfalls in Chile steht, und dem Canada-France-Hawaii Telescope auf Hawaii.
Hellgrün und in Bohnenform
Der Astronom Mischa Schirmer vom Gemini Observatory stieß auf die neue Galaxienklasse, als er auf der Suche nach Galaxienhaufen eine Vielzahl langzeitbelichteter Aufnahmen des Universums untersuchte. Dabei erregte ein Objekt auf einem Bild des Canada-France-Hawaii Telescope seine Aufmerksamkeit: Es sah aus wie eine Galaxie, leuchtete aber hellgrün und ähnelte keiner der Galaxien, die er je zuvor gesehen hatte. Darum bewarb er sich sofort um Beobachtungszeit am VLT der ESO, um die Ursache für das ungewöhnliche grüne Leuchten zu eruieren.
Das neue Objekt trägt die Bezeichnung J224024.1−092748 (kurz J2240). Es liegt im Sternbild Wassermann, und sein Licht hat etwa 3,7 Milliarden Jahre gebraucht, um die Erde zu erreichen. Nach der Entdeckung überprüfte Schirmers Team eine Datenbank mit fast einer Milliarde Galaxien und fand dabei 16 weitere Objekte mit ähnlichen Eigenschaften, die dann durch Nachbeobachtungen mit dem Gemini-South-Teleskop ebenfalls als "Grüne-Bohnen-Galaxien" bestätigt wurden.
Den Spitznamen verpassten die Forscher der neuen Galaxienklasse, weil sie – abgesehen von Farbe und Form – oberflächlich betrachtet zudem den sogenannten "Grüne-Erbsen-Galaxien" ähneln, die jedoch deutlich kleiner sind. Das grüne Leuchten, das ursprünglich Schirmers Aufmerksamkeit erregt hatte, stammt von ionisiertem Sauerstoff.
Schwarze Löcher fürs Leuchten verantwortlich
Viele Galaxien haben in ihrem Zentrum ein riesiges Schwarzes Loch, und häufig regen energiereiche Prozesse das Gas in dessen unmittelbarer Umgebung zum Leuchten an. Bei den "Grüne-Bohnen-Galaxien" leuchtet jedoch die gesamte Galaxie, nicht nur der Zentralbereich. Die Beobachtungen zeigten, dass es sich dabei um die größten und am hellsten leuchtenden Galaxienregionen handelt, die jemals gefunden wurden. Sie werden vermutlich von Schwarzen Löchern in den Zentren der Galaxien angeregt, die einst sehr aktiv waren und nun zur Ruhe kommen.
Die Beobachtungsdaten enthüllten noch ein weiteres Rätsel: Das Schwarze Loch im Zentrum von J2240 scheint viel weniger aktiv zu sein, als man anhand der Größe und Helligkeit der leuchtenden Region erwarten würde. Die Forscher nehmen daher an, dass es sich bei dem Leuchten um das Echo einer vergangenen aktiveren Phase des Schwarzen Lochs handelt. Das Aussehen der "Grüne-Bohnen-Galaxien" sei also ein Symptom eines gerade verlöschenden aktiven Galaxienkerns und markiere eine sehr kurze Phase im Leben einer Galaxie, so die Theorie der Astronomen.
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