„Gift“ in Millionenhöhe, geladene Waffen, Bandenbosse, die aus der Gefängniszelle die Fäden ziehen – der jüngste Polizeischlag der Kärntner Suchtgiftfahnder hätte Potenzial für eine Netflix-Drogen-Serie.
Alles begann mit einem „kleinen“ Straßendealer, der Kokain und Heroin in einem Klagenfurter Club an den Mann bringen wollte. Nach dem Hinweis eines Türstehers klickten für den 23-Jährigen die Handschellen. „Zu diesem Zeitpunkt ahnten aber wir noch nicht, welche Dimensionen dieser Zugriff annehmen würde“, so Chefinspektor Gottlieb Schrittesser vom Stadtpolizeikommando Klagenfurt im Gespräch mit der „Krone“.
Erst führten die Spuren zu „Kleinmengen“, dann gab es in Folge bereits Sicherstellungen von bis zu 300 Gramm – bis es dann zum großen „Showdown“ kam: In einem Gebäude in der Klagenfurter Innenstadt sollte es zur Übergabe von einem Kilo Kokain kommen. Wie die „Krone“ aus Ermittlerkreisen erfuhr, eingefädelt durch Kärntner Undercover-Fahnder.
Eine Operation, die es in sich hatte: Denn nicht nur die Verdächtigen wurden observiert – die streng hierarchisch geführte Drogenbande selbst hatte den Übergabeort und das Umfeld mittels Späher ganz genau im Blick. Dennoch gelang es den Ermittlern mit Unterstützung des Einsatzkommandos Cobra sämtliche Beteiligte in Handschellen zu legen.
Netzwerk streng hierarchisch aufgebaut
„Ein heikler Zugriff. Neben dem österreichischen Drogenkurier und zwei serbischen Dealern war auch ein Bodyguard anwesend, der mit einer geladenen Waffe (Beretta, Anmerkung der Redaktion) die Übergabe überwachte“, so Schrittesser. Doch alles lief nach Plan. Und dank gezielter Telefon-Überwachung und Ermittlungen gelang es, das streng hierarchisch aufgezogene Netzwerk nach und nach zu entschlüsseln und zu sprengen.
Spur führte ins Gefängnis
Und die Spuren führten schlussendlich zu den beiden mutmaßlichen Masterminds des Balkan-„Gift“-Netzwerks – in die Strafvollzugsanstalt Karlau in Graz. Wo zwei ursprünglich in Kärnten ansässige, amtsbekannte Verdächtige (ein Slowene und ein Österreicher mit kroatischer Wurzel) bereits wegen Drogen- und Gewaltdelikten „einsitzen“, dennoch aber ihre kriminellen Geschäfte aus den Zellen weiter führten.
Und dies laut „Krone“-Infos mit Unterstützung einer Justizwachebeamtin, die das Duo mit den dafür nötigen Mobiltelefonen versorgt haben soll. Und mit diesen die mutmaßlichen Drogen-Bosse über Messenger-Dienste die Fäden gezogen haben. Unter dem Pseudonym „Samo Jako“ – auch der spätere Operationsname des erfolgreichen Polizeischlags.
Mit diesem Erfolg ist uns ein großer Schlag gegen eine in Kärnten marktführende Drogenbande gelungen. Das war eine sehr gute Zusammenarbeit mit unseren steirischen Kollegen und der Justizanstalt Karlau.
Chef-Ermittler Gottlieb Schrittesser vom Stadtpolizeikommando Klagenfurt
Frau als Schlüsselperson
Dabei achteten die beiden Bosse penibel darauf, nur mit einer Person zu kommunizieren. Nämlich mit einer slowenischen Verdächtigen, die in Laibach saß - und offiziell ihren Lebensunterhalt als Angestellte finanzierte, aber „nebenbei“ als Bindeglied sowie Drehscheibe fungierte. Und im Auftrag der beiden Häfenbrüder den Drogenschmuggel über die Kärntner und steirischen Grenzen organisierte. Auch für sie klickten schlussendlich die Handschellen.
Wie dank der federführenden Kärntner Ermittler und ihren steirischen Kollegen für schlussendlich insgesamt 21 weitere verdächtige Mitglieder der wohl österreichweit agierenden Bande, die vom Balkan aus gesteuert wurde. Und wohin auch der Großteil der Einnahmen zurückgeflossen sein soll. Ein hochprofessionell geführtes, und strukturiertes Kartell, dass so seit Dezember 2022 nachweislich 17,1 kg Heroin, 39,1 Kilo Kokain, 19 kg Cannabis, drei Kilo „Speed“ und 1000 Ecstasy-Tabletten (hauptsächlich per Autos) nach Österreich geschmuggelt und verkauft hat. Gesamtgewinn: 5,2 Millionen Euro!
Und das Rauschgift hatte eine sehr hohe Qualität, eine Reinheit von teils bis zu 100 Prozent. Woher die für Balkanbanden eigentlich untypischen synthetischen Drogen stammten, ist noch ungewiss – aber das Kokain stammt definitiv aus Südamerika. Von wo das weiße Pulver per Schiffscontainer geschmuggelt wurde.
Vater und Sohn als Dealer
Interessant: Auch „waschechte“ Österreicher waren in das Netzwerk miteingebunden. Wie ein junger Klagenfurter, der sein Arbeitslosen-Leben mit Dealerei finanzierte. Und in dessen Wohnung Fahnder neben Drogen und 25.000 Euro in bar auch eine geladene Faustfeuerwaffe sicherstellten. Ebenfalls des Typs Beretta. Und sogar ein familiärer „Franchise“-Partner flog laut „Krone“-Infos auf: Ein Vater-Sohn-Gespann aus Klagenfurt hatte sich mit dem Weiterverkauf von Heroin ein beachtliches Zubrot verdient. Dieser Zugriff bildete zugleich auch den Abschluss der bisherigen Ermittlungen.
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