Die Alternativen zum Europa-Geschäft des russischen Gasriesen Gazprom können offenbar die Milliardenverluste des Staatskonzerns nicht ersetzen. Das eingebrochene Gasgeschäft mit Europa trug dazu bei, dass der Energiekonzern erstmals seit 1999 ein Geschäftsjahr mit einem Verlust beendet hat.
2023 betrug der Fehlbetrag laut der Nachrichtenagentur Reuters sieben Mrd. Dollar (rund 6,5 Mrd. Euro). Russland hat nach Daten des staatlichen Gasversorgers und Reuters-Berechnungen im ersten Kriegsjahr 2022 auf verschiedenen Routen noch rund 63,8 Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa exportiert. 2023 gingen die Lieferungen um mehr als die Hälfte auf 28,3 Mrd. Kubikmeter zurück. Diese Zahlen sind weit entfernt von Zeiten wie 2018, als Russland in die Europäische Union und weitere Länder, beispielsweise die Türkei, insgesamt 200,8 Mrd. Kubikmeter Erdgas pumpte. Die Exportkapazitäten wurden auch durch die Schäden an den Nord-Stream-Röhren in der Ostsee verringert, wo es im September 2022 zu bis heute ungeklärten Explosionen kam.
Neue Pipeline-Projekte mit China
Russland hat sich daher China zugewandt. Bis 2030 sollen jährlich 100 Mrd. Kubikmeter Erdgas nach China strömen. Hierzu sollen auch neue Pipelines beitragen. Allerdings kommen die Planungen zum Teil nur schleppend voran, weil man sich über den Preis und andere Dinge nicht einig wird.
Selbst wenn Gazprom alle Pipeline-Projekte realisiert, wären die Umsätze mit China deutlich niedriger als mit Europa: Nach Angaben des in Moskau ansässigen Handelsbüros BCS beliefen sich die Einnahmen von Gazprom aus Gasverkäufen nach Europa im Zeitraum 2015 bis 2019 dank monatlicher Lieferungen von 15,5 Mrd. Kubikmetern auf durchschnittlich 3,3 Mrd. Dollar (rund 3,1 Mrd. Euro) pro Monat. Die Einnahmen aus den Gaslieferungen nach China liegen nach Reuters-Berechnungen für das gesamte Jahr 2023 eher bei 6,5 Mrd. Dollar (in etwa 6 Mrd. Euro).
Gaspreise für China-Exporte brechen ein
Einem Dokument zufolge, das Reuters vergangenen Monat einsehen konnte, erwartet das russische Wirtschaftsministerium, dass der Gaspreis für Exporte nach China in den nächsten vier Jahren kontinuierlich sinkt. In einem Worst-Case-Szenario ist sogar von einem Einbruch im Jahr 2027 um 45 Prozent auf 156,7 Dollar pro 1000 Kubikmeter die Rede. Ein Grund für diese Erwartungen waren in dem Dokument nicht angegeben, aber Konkurrenz gibt es von Turkmenistan, das ebenfalls Gas über eine Pipeline nach China liefert, oder von Flüssiggas-Lieferungen.
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