Vor diesem Sommer galt ein Wert vom September 2007 als Minimum. Damals waren 4,17 Millionen Quadratkilometer gemessen worden - 22 Prozent mehr als jetzt. Das Minimum dieses Jahres betrage nur noch die Hälfte des Mittelwertes (hellgelbe Linie), der zwischen 1979 und 2000 gemessen worden war. Das Eis um den Nordpol nimmt jedes Jahr im Sommer ab und während der arktischen Nacht im Winter wieder zu.
Die Werte jetzt seien aber dramatisch: "Wir wissen zwar seit Langem, dass sich der Planet erwärmt und die Veränderungen zuerst und am stärksten in der Arktis zu sehen sind", sagte NSIDC-Direktor Mark Serreze. "Aber kaum jemand von uns war darauf vorbereitet, wie schnell der Wandel vor sich geht."
Erstmals weniger als vier Millionen Quadratkilometer
In 33 Jahren Beobachtung per Satellit hat es laut NSIDC nie weniger als vier Millionen Quadratkilometer Eis im Nordpolargebiet gegeben. In diesem Jahr sei dieser Wert nicht nur durchbrochen, sondern deutlich unterboten worden. "Dass das Eis auch so spät im Jahr noch weiter schmilzt, ist ein Zeichen, dass es sehr dünn ist", sagte NSIDC-Forscher Walt Meier. Große Gebiete könnten im Sommer künftig eisfrei sein.
Am Mittwoch hatte ein Zusammenschluss deutscher Forscher sogar ein Eisminimum von 3,37 Millionen Quadratkilometern gemeldet - mit der Einschränkung, dass noch nicht sicher sei, ob dies das endgültige Minimum dieses Jahres ist. Die Rohdaten zur Eisfläche stammen alle von Satelliten der NASA, die Werte zur Oberflächentemperatur liefern, wie Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg erläuterte. Je nachdem, wie diese Daten umgerechnet würden, könne sich die zweite Nachkommastelle geringfügig unterscheiden.
Ursache für starke Eisschmelze unklar
Besondere Wetter-Ereignisse, die die starke Eisschmelze erklären könnten, habe es in diesem Jahr nicht gegeben, hatte NSIDC-Direktor Mark Serreze vor wenigen Wochen erklärt. Die Größe der Gesamtfläche verändert sich von Jahr zu Jahr allein schon wegen unterschiedlicher Wetterbedingungen. Seit Beginn der Messungen 1979 sei die Gesamtfläche aber insgesamt "dramatisch zurückgegangen", teilte das NSIDC mit. Das sei vor allem der Erderwärmung und dem globalen Klimawandel zuzuschreiben.
Als Arktis wird die Land- und Meerfläche rund um den geografischen Nordpol bezeichnet. Sie umfasst etwa 26 Millionen Quadratkilometer und ist damit zweieinhalb Mal so groß wie Europa. Die größte Fläche nimmt das Polarmeer ein. Daneben zählen nördliche Teile Asiens, Europas und Nordamerikas inklusive Grönland dazu. Die Temperaturen können in kalten Wintern bis zu minus 70 Grad erreichen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.