Appell zum Jubiläum

Von Sperrmüll und Almosen kann man nicht leben

Tirol
20.04.2024 18:00

220.000 Secondhand-Artikel verlassen pro Jahr den Ho&Ruck-Flohmarkt in Innsbruck. Der Pionierbetrieb feiert dieser Tage 40-Jahr-Jubiläum. Zum Fest kommt ein eindringlicher Appell an die Politik und die Bevölkerung.

Zahlreiche Gratulanten aus der Politik waren gekommen, als Freitag zwischen Retro-Möbeln und Kuckucksuhren, zwischen Kristalllustern und Kaffeehäferln mit nostalgischem Blumendekor der Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten stattfand. 40 Jahre Ho&Ruck – eine Erfolgsgeschichte. Ein Unternehmen, das sich seit vier Jahrzehnten der heute viel beschworenen Kreislaufwirtschaft widmet und Menschen einen Job bietet, die am Arbeitsmarkt sonst kaum Chancen haben.

1400 Transitmitarbeiter

... waren in 40 Jahren bei Ho&Ruck beschäftigt. Jobs für jene, die sich am Arbeitsmarkt schwer tun. Sozialökonomische Betriebe wie Ho&Ruck geben österreichweit jedes Jahr laut Dachverband insgesamt 25.000 Menschen befristete Jobs.

Großteil des Aufwandes wird selbst erwirtschaftet
Dafür gab es zuletzt 1,12 Millionen Euro Förderungen von AMS (76%), Land (16%) und Stadt (7%). Eine beträchtliche Summe, die sich – so rechnet Ho&Ruck vor – die öffentliche Hand zum allergrößten Teil an anderer Stelle erspart, etwa bei der Sozialhilfe oder bei den Kosten für die Entsorgung so vieler ausrangierter Alltagsgegenstände, die sonst im Sperrmüll landen würden. 1,7 Millionen Euro erwirtschafteten die Mitarbeiter von Ho&Ruck dank Secondhand-Trend allein im Vorjahr. Sie können den Großteil ihres Gesamtaufwandes selbst abdecken. Eigentlich ein gutes Geschäft für alle Seiten.

Sozialökonomische Betriebe unter Druck
Die Ho&Ruck-Geschäftsführer Martina Wolf-Kuntner und Thomas Holzer sehen dieses Modell bedroht und machen auf den wachsenden Druck auf sozialökonomische Betriebe aufmerksam. Zuletzt standen nicht nur bei Ho&Ruck massive Kürzungen im Raum. Immer häufiger würden Fördergelder für den sozialen Auftrag infrage gestellt, lautet der Befund zum Jubiläum. Betroffene Betriebe sehen sich in die Rolle von Almosenempfänger gedrängt. Wolf-Kuntner und Holzer fordern neue Finanzierungsmodelle, die den sozialen, aber auch den ökologischen Dienst von Secondhand-Betrieben würdigen.

900 Tonnen Sperrmüll

... verhindert Ho&Ruck im Jahr, weil gute Stücke aufbereitet und wieder verkauft werden. Doch immer öfter wird kaputte und verdreckte Ware abgegeben, die teuer entsorgt werden muss.  

„Nur Ware bringen, die verkauft werden kann“
700 Regalmeter voll ausgefallener, seltener, kurioser, nostalgischer und vielfach sehr praktischer Produkte stehen bei Ho&Ruck in der Haller Straße. Unzählige Tiroler haben hier schon gute Stücke gefunden – und abgegeben. Doch immer öfter werden Waren vor die Tür gestellt, die nicht mehr zu gebrauchen sind. Richtiger Sperrmüll! „Manche Menschen glauben, wir können alles brauchen“, konstatieren die Geschäftsführer. So mancher wolle sich so wohl die Mülltrennung und die teils kostenpflichtige Entsorgung sparen. „Dinge, die wir nicht verkaufen können, sind uns keine Hilfe, sondern eine große Belastung“, appellieren Martina Wolf-Kuntner und Thomas Holzer an die Bevölkerung, nur gute Stücke abzugeben. Denn der Aufwand für die Entsorgung von Sperrmüll sei enorm. 

Ein großes Jubiläumsfest für alle findet am Samstag (20.4.) ab 18 Uhr in der Flohmarkthalle in der Haller Straße 43 in Innsbruck statt.

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