Energielieferant

See als Klimaanlage und Heizung für 3400 Gebäude

Vorarlberg
11.03.2024 15:45

Die jüngste Studie über die Nutzung von Seewasser kommt zu einem erfreulichen Ergebnis: Nicht nur Bregenz, sondern auch Hard und Lochau könnten mit Seewärme klimaneutral versorgt werden. Das Projekt wäre auch ökologisch vertretbar.

Die Idee ist einfach: In 25 Metern Tiefe wird dem Bodensee Wasser entnommen. Das Wasser fließt dann in ein sogenanntes „See-Energiezentrum“. Dort wird dem Wasser je nach Jahreszeit Wärme oder Kälte mittels Wärmetauscher entzogen. Während das flüssige Gold des Sees wieder in 30 Meter Tiefe zurückgeleitet wird, kann die gewonnene Wärme oder eben Kälte zum Heizen oder Kühlen verwendet werden.

Wie hoch das Potenzial - und natürlich auch die Wirtschaftlichkeit - dieser Idee ist, hat das Land gemeinsam mit den Gemeinden Bregenz, Hard und Lochau in einer Studie erheben lassen. „Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend“, resümierte Klimaschutzlandesrat Daniel Zadra (Grüne) bei der Präsentation des Studienpapiers am Montag.

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Die Investitionen in Seewärme-Projekte sind zwar hoch, amortisieren sich aber im Laufe der Zeit. Zudem könnten wir den Abnehmern dauerhaft günstige Energie garantieren.

Landesrat Daniel Zadra weist nochmals darauf hin, dass die Experten des Energie-Instituts mit Tipps und Beratungen zum Thema Sparen aufwarten können. (Bild: Grüne Vorarlberg)

Landesrat Daniel Zadra

Zwar seien die Investitionen hoch, diese würden sich aber im Laufe der Zeit amortisieren. „Und wir könnten den Abnehmern günstige Tarife garantieren“, meinte er mit einem Blick auf die Preissteigerungen bei Heizöl und Erdgas. Gerade für Bregenz, wo noch 90 Prozent der Haushalte mit fossiler Energie geheizt werden, würde sich die Umsetzung der Idee anbieten.

Keine Einflüsse auf Trinkwasser und Natur
Besonders erfreulich: Gemäß der Studie würden sich nicht nur die Landeshauptstadt, sondern auch Lochau und Hard als Entnahmestellen bzw. Standorte eignen. In Bregenz könnten vier und in Lochau zwei „See-Energiezentren“ gebaut werden, in Hard immerhin eines. „Insgesamt 3400 Gebäude mit mehreren tausend Wohneinheiten könnten dann geheizt oder gekühlt werden“, rechnete Zadra vor. Negative Auswirkungen auf den Naturschutz habe das System nicht. Badestellen und die Trinkwasserversorgung würden ebenfalls nicht beeinträchtigt werden.

Alle Energieprobleme werden sind mit der Seewassernutzung allerdings nicht vom Tisch. „Zu Spitzenzeiten wäre weiterhin Gas nötig, um den Bedarf abzudecken“, berichtete Studienautor Markus Frei vom Schweizer Büro „PB Ingenieure“. Zudem sei die Kältenutzung im Sommer wesentlich kleiner als die Wärmenutzung im Winter.

Energieautonomie 2050

  • Bis 2050 soll die gesamte Energieversorgung Vorarlbergs auf erneuerbare Energieträger umgestellt sein und somit keine CO2-Emissionen mehr freisetzen.
  • Eine der ganz großen Herausforderungen dabei ist die gesamte Wärmeversorgung in Haushalten, Dienstleistungsbetrieben, Gewerbe und Industrie - zehntausende Gas- und Ölheizungen müssen durch Systeme auf Basis erneuerbarer Energieträger ersetzt werden.
  • Der Bodensee hat das Potenzial, eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Anrainergemeinden, zu ermöglichen.

Dass die Nutzung von Seewasser zum Heizen und Kühlen mehr als nur ein Hirngespinst ist, zeigt sich in der Schweiz. Am Vierwaldstättersee wurde bereits 2020 mit einem entsprechenden Projekt begonnen. Aktuell sind 30 Prozent der anvisierten 6800 Haushalte erschlossen, bis 2035 soll der Ausbau abgeschlossen sein. „Leitungen müssen gebaut, Kunden akquiriert werden. Das Ganze erfolgt Schritt für Schritt und ist als Generationenprojekt zu sehen“, betonte Zadra.

Ähnlich sieht dies auch der Bregenzer Stadtrat Heribert Hehle (Grüne). Das erste „See-Energiezentrum“ in der Landeshauptstadt soll noch im Dezember fertiggestellt sein und wird bekanntlich zum Heizen und Kühlen des neuen Hallenbads dienen. Auch die Festspiele sind mit an Bord. „Derzeit werden Gespräche mit interessierten Hoteliers, Bankern und Hausverwaltern geführt“, berichtete Hehle über den aktuellen Stand. 15 Millionen Euro kostet das Pionierprojekt - acht Millionen Euro trägt dabei der Bund, die restlichen sieben Millionen Euro steuert die Landeshauptstadt bei.

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