Wäremstube hilft

Wenn das Geld nicht mehr zum Leben reicht

Oberösterreich
11.03.2024 11:20

In der Wärmestube treffen sich Menschen in Wohnungsnot, heuer um 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Viele von ihnen sind berufstätig, können sich trotzdem vieles im Leben nicht mehr leisten. Die „Krone“ war bei einem Lokalaugenschein vor Ort und führte viele interessante Gespräche.

Der Himmel über der Landeshauptstadt ist bewölkt, viele nutzen das milde Wetter für Spaziergänge. Auch in der Wärmestube der Caritas in der Dinghoferstraße herrscht schon reger Betrieb. Obwohl man den Besuchern nicht ansieht, dass sie wohnungslos sind oder davon bedroht, es zu werden, fällt die „Krone“-Redakteurin sofort auf. „Die will sicher zu dir“, meint ein Mann zu Leiter Klaus Schwarzgruber und stellt sich weiter um Essen an.

Es sind viele Männer da
50 Cent kostet eine warme Mahlzeit – ein Angebot, das in letzter Zeit verstärkt angenommen wird: Kamen im Dezember 2022 durchschnittlich 89 Personen pro Tag in die Wärmestube, so waren es ein Jahr darauf 108 – hauptsächlich Männer. „Es kommen vermehrt Leute, die berufstätig sind. Um sich die Wohnung leisten zu können, müssen sie beim Essen sparen“, weiß Schwarzgruber. Im hinteren Bereich der Einrichtung gibt es Duschen und Spinde, in denen Obdachlose ihre Habseligkeiten versperren können.

Jeder hier hat seine persönliche Geschichte
Hier ist es ruhiger, Roland (43) aus Linz sitzt alleine an einem Tisch, bröselt gerade eine Scheibe Brot in einen Eintopf. Er wirkt verschlossen, will dann doch seine Geschichte erzählen: „Ich bin seit November 2022 arbeitslos, habe davor 26 Jahre als Elektroniker gearbeitet. Seit meine Betriebskosten massiv gestiegen sind, komme ich zum Essen her“. Nach einer Alkohol-Entgiftung versucht er, wieder einen Job zu finden, aber „die Lücke im Lebenslauf macht es nicht einfacher“. Ein Foto? Auf keinen Fall – hier herkommen zu müssen ist nichts, das man gerne preisgibt.

Wer Regeln bricht, bekommt Hausverbot
Plötzlich bricht ein Streit unter den Besuchern aus, den der Wärmestuben-Leiter aber schnell schlichten kann. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit Hausverbot rechnen, die Polizei werde aber kaum gebraucht. Viele hier haben psychische Probleme oder sind suchtkrank. Zwar ist in der Wärmestube der Konsum von Alkohol und Drogen streng verboten, doch die Substanzen gehören zur Lebensrealität.

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Zu uns kommt auch die Mindestpensionistin, wenn am Monatsende nicht mehr genug Geld fürs Essen da ist.

Klaus Schwarzgruber, Leiter Wärmestube

Oft ist der Alkohol schuld
Auch Stefan (53) erzählt, dass er alles durch den Alkohol verloren hat. Vor 28 Jahren ist er von Bayern nach Oberösterreich gekommen. Was ist dann passiert? Er denkt nach, erinnert sich an Beziehungsprobleme und daran, „dass ich irgendwann zum Saufen angefangen habe“. Momentan ist er obdachlos, hält sich zumeist am Bahnhofsgelände auf. In die Wärmestube kommt er nicht nur, um sich aufzuwärmen, sondern auch, „um mich zu verstecken und Ruhe zu haben“. Heuer feiert die Einrichtung ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum.

Wer helfen möchte: Schlafsäcke und Isomatten werden immer gebraucht, Abgabe vor Ort zu den Öffnungszeiten (Mi, 14.30 bis 18 Uhr, restliche Tage 11 bis 18 Uhr).

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