Nach einem heftigen Unwetter – die Böschung neben der Bahndamm hatte sich zwei Meter hoch mit Wasser gefüllt – fuhr Ernst Komaier pünktlich um 18.57 Uhr mit dem Schnellzug 611 von Selzthal nach Graz los, wobei er vorne vom Steuerwagen aus die hinter den fünf Waggons befindliche Lok steuerte. Die Fahrt dauerte aber nur zwölf Minuten, dann geschah das Unglück.
"Aus 150 Metern Entfernung, draußen war's feucht und dunstig, hab' ich gesehen, wie eine Mure abgeht", schildert der Obersteirer die dramatischen Sekunden: "Dann habe ich blitzschnell – so, wie man es mir beigebracht hat – den einen wichtigen Knopf gedrückt: für die Notbremsung bei 140 km/h und das Notsignal, damit meine Kollegen einen entgegenkommenden Zug noch rechtzeitig anhalten konnten."
"Habe gelernt, wie man bei Notfällen rasch reagiert"
Nach 400 Metern kam die siebenteilige Garnitur zum Stillstand. Drei der fünf Waggons sprangen aus den Gleisen, aber keiner stürzte um. Das ist ein kleines Wunder, denn die Mure war immerhin einen Meter hoch und 50 Meter lang. "Ich bin seit 1984 bei den ÖBB, seit 1988 Lokführer, und habe gelernt, wie man bei Notfällen rasch reagiert. So war's auch am Sonntag", so Komaier.
Von den 300 Insassen, hauptsächlich Schüler und Studenten, wurden elf leicht verletzt und konnten das Spital nach einer kurzen Behandlung wieder verlassen. Ernst Komeier: "Meine beiden Zugbegleiter, leider kenne ich ihre Namen nicht, haben die Fahrgäste beruhigt und ganze Arbeit geleistet." Der Lokführer lehnte eine psychologische Betreuung ab: "Es ist alles so schnell gegangen, und ein bisschen Glück gehört halt schon auch dazu."
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.