Überraschend offen, schonungslos ehrlich! Das war eine Podiumsdiskussion des OÖ-Verbandes zum Thema Aggression und Gewalt im Fußball. Und auch wenn eine ÖFB-Mitarbeiterin berichtete, Fälle zu kennen, wo sogar Messer gezückt wurden, gab es auch überraschende Beispiele, wie man dieses die Gesellschaft betreffende Problem eindämmen könnte . . .
Das ist ein gesellschaftliches Problem, das der Fußball alleine nicht lösen kann“, sagt OÖFV-Vize Thomas Prammer. „So gut wie alle Vereine in Österreich sind davon betroffen“, merkt die beim ÖFB für Gewaltprävention zuständige Julia Hess an. Und weiter: „Das hat mit gesellschaftlichen Veränderungen zu tun und der Fußball organisiert nun einmal die Breite der Gesellschaft – und damit alle Schichten.“
Im nahe dem Autobahnkreuz Sattledt gelegenen Gasthaus Zirbenschlössl stand zuletzt nicht nur „Schweinsbratl“ auf der Tageskarte, sondern weitaus schwerer Verdauliches. „Wie zeigen wir der Aggression und Gewalt am Fußballplatz die rote Karte?“, lautete das Thema einer OÖFV-Podiumsdiskussion. Bei der überraschend offen debattiert wurde. „Man muss aufhören, so etwas zu vertuschen“, sagte Mario Weindl, der 2018 Obmann der ASKÖ Ebelsberg wurde.
Große Auswüchse
Er erzählt, dass sich kurz danach bei einem Spiel erst Mütter und am Ende deren Familien geprügelt hätten Dass er dem Problemverein mit einer Null-Toleranz-Politik ein neues Gesicht gegeben und 2022 vom ÖFB sogar den 1.…Preis für Soziale Verantwortung erhalten habeWas nicht hieße, dass es seither nicht gekracht hätte, gibt Weindl zu: Einmal stürmten Eltern bei einem U9-Kick den Platz – und letztes Jahr setzte es für einen Spieler, der den Schiedsrichter bedroht hatte, eine 41-Spiele-Sperre.
„50 Prozent unserer Referees hören im ersten Jahr auf, weil sie sich nicht beschimpfen, bespucken und schlagen lassen wollen“, weiß Prammer. „Die Gewalt wird extremer, vielfältiger“, sagt Hess: „Ich hab’ von Fällen gehört, wo ein Messer gezückt wurde!“ „Auch wir stellen fest, dass die Gewalt intensiver wird“, meint Michael Hubmann vom Stadtpolizeikommando Linz. „Es gibt auch keine Regeln für eine Rauferei mehr wie früher unter Hooligans“, sagt er. Und: „Die Gewalt kommt aber nicht aus der Fußballszene, sondern aus dem privaten Bereich!“
Was Verbände und Klubs tun können? Präventiv arbeiten! „Wir mussten uns von Kindern wegen deren Eltern trennen“, so Weindl, der in Ebelsberg auch Sozialprojekte initiert hat, die Wunder bewirkten.
Kleines Wunder
„Ich rief einen Cup für Beeinträchtige ins Leben, um auch diesen Menschen zu helfen“, erzählt er: „Doch die Beeinträchtigten halfen uns. Ich habe bei der Organisation nämlich Eltern und Kinder, die bei uns im Klub als Problemfälle galten, mitmachen lassen. Und die haben entdeckt, dass der Sport einen Mehrwert hat, es nicht nur um das Gewinnen geht.“
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