„Krone“-Kolumne

Tod der Realität

Franziska Trost berichtet für die „Krone“ über unterschiedlichste Kultur-Themen. In ihren Kolumnen fängt sie regelmäßig ein, was unsere Leser bewegt.

(Bild: Reinhard Holl, adobe.stock.com, Krone KREATIV)

„Hallo, hier spricht Ihr Präsident.“ Rund um die Vorwahlen in New Hampshire bekamen einige einen Anruf von Joe Biden persönlich, der ihnen riet, besser nicht zur Wahl zu gehen. Das war natürlich völliger Unsinn - am Telefon war lediglich eine zwar täuschend echt klingende, aber von einer KI gesteuerte Stimme.

Mit Politiker-Klonen konnte man auch auf der mittlerweile gesperrten Webseite chat2024.com plaudern. Da polterte Trump, Biden schwurbelte - und beide waren in ihren personalisierten Wahlkampf-Messages erstaunlich nah am Original.

Die Fake-Anrufe klingelten wie eine Alarmglocke durch die USA - und den Rest der Welt in diesem Superwahljahr. Egal, wie schmutzig Wahlkämpfe bisher waren, durch die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz wird das noch eine ungeahnte Steigerungsform erfahren.

Getrickst, gelogen und manipuliert wurde in der Politik immer schon. Auch Fotos waren nie ein Garant für die Wahrheit. Da konnte stets mit Perspektiven, Retuschen, Photoshop & Co. an der Wirklichkeit geschraubt werden. Aber noch nie ging das so einfach wie mit KI, nie ließen sich Lügen so täuschend echt in „alternative Fakten“ verwandeln. Viele fürchten gar schon den „Tod der Realität“.

Umso wichtiger ist es, kritischer denn je zu hinterfragen und auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Und am besten gleich aufzulegen, wenn sich am anderen Ende mal Kickl, Nehammer & Co. melden sollten.