Eine Wiener Milieustudie im Spielfilmformat erzählt vom patscherten Leben eines Musikers in all seinen Facetten. Regisseur Adrian Goiginger („Der Fuchs“) ist ein begnadeter Fährtenleser in der Wiener Beislszene. Für den Film „Rickerl - Musik ist höchtens a Hobby“ hat er seinen perfekten Hauptdarsteller (Vodoo Jürgens) gefunden...
Die grindigen Beisln im Bauch von Wien sind sein Zuhause. Schon öfters hat das Leben Erich Bohacek, zu dem alle nur Rickerl (Voodoo Jürgens) sagen, abgeworfen. Schlamasseln hält es en masse für ihn bereit. Dass gerade ihm als Totengräber ein Totenschädel aus dem Rucksack kollert, findet die genervte Dame beim AMS gar nicht witzig. Auch als Verkäufer in einem Shop für Erotikbedarf ist Rickerl keine Leuchte.
Und als Hochzeitssänger gerät er in eine wüste Schlägerei. Ob schon, singen kann er, der Rickerl. Aber halt das, was ihm und seinen Haberern taugt - melancholische Balladen, die nach ein paar weißen G’spirtzen dann von seinen Lippen perlen, wie „Ollas nimma deins“ oder “Drei Gschichten ausm Café Fesch“. Nostalgieumflorte Lieder eben, die von einer Zeit erzählen, als „alles noch weniger oasch war“. Dass Rickerls Ex Viki (Agnes Haussmann) sich nun von einem „g’stopften Piefke“ durchfüttern lässt, geht dem Barden auch gehörig auf den Zeiger. Aber um den sechsjährigen Buben, den Rickerl mit ihr hat, um den will er kämpfen. Die Sehnsucht, ein besserer Vater zu werden, nein, zu sein, als es sein trunk- und spielsüchtiger Erzeuger war, treibt ihn an.
Regisseur Adrian Goiginger („Die beste aller Welten“, „Der Fuchs“ u. a.) ist ein begnadeter Fährtenleser in der Wiener Beislszene. Mit „Rickerl - Musik ist höchtens a Hobby“ hat er seinen Hauptdarsteller Voodoo Jürgens eine fiktive Vita auf den schlaksigen Lieb geschneidert, der dennoch eine gewisse autobiografische Nähe zum Lebenskonstrukt des bekannten Wienerlied-Interpreten nicht abzusprechen ist.
Entstanden ist hier eine authentisch gefärbte Backgroundstory, die die Kunstfigur Jürgens hinter der Loser-Gestalt des Antihelden Rickerl auf sympathische Weise durchschimmern lässt. Und die der herzzermörsernden Wiener Gassenposie eine Bühne bereitet. Eine musikalisch stimmig unterlegte Parabel über das Zsammreißen.
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