Play-off-Start in NFL

Jiu-Jitsu als Vorbereitung und heiße Racheduelle

US-Sport
12.01.2024 12:19

Es wird spannend wie selten zuvor. Welche beiden Teams stehen sich am 11. Februar in Paradise in Super Bowl LVIII gegenüber? Der Grunddurchgang gab wenig Aufschluss darüber, kein Team konnte sich so richtig absetzen, die Dichte der 14 Play-off-Teilnehmer scheint heuer so eng, dass tatsächlich jeder jeden schlagen kann. Die leichten Favoriten Baltimore und San Francisco haben zum Start ein Freilos, für alle anderen wird es an diesem Wochenende richtig eng.

Houston Texans - Cleveland Browns

In Texas fällt am Samstag um 22.35 Uhr (MEZ) der Startschuss mit einem Duell der Gegensätze, wobei sich alle Augen auf Joe Flacco richten. Der Quarterback, der 2013 die Baltimore Ravens zum Super Bowl führte, schien schon völlig weg vom Fenster, wurde von Team zu Team herumgeschoben. Drei Tage vor seinem 39. Geburtstag darf er erstmals seit neun Jahren wieder ein Play-off-Spiel bestreiten. Das ist zu einem Gutteil sein eigener Verdienst.

Nach der Verletzung ihres eigentlichen Spielmachers Deshaun Watson schien Clevelands Play-off-Zug zu entgleisen, so verpflichteten die Browns aus der Not heraus Flacco, der sie trotz der ein oder anderen Interception zu viel mit starken Leistungen in fünf Spielen zu vier Siegen führte. Im Play-off war „Joe Cool“ eigentlich dafür bekannt, noch eine Schippe drauflegen zu können.

Gegenüber C.J. Stroud bestreitet hingegen sein allererstes Play-off-Spiel. Der 22-jährige Quarterback, im letzten Draft die Nummer 2, konnte in seiner ersten Saison die hohen Erwartungen sogar noch übertreffen. Die Auszeichnung als „Offensive Rookie of the Year“ ist ihm nach Pässen für 4108 Yards und 23 Touchdowns wohl gewiss. „Nach dem Draft haben ich und die anderen Rookies darüber geredet, dass wir das Ruder für Houston herumreißen wollen und jetzt ist das wahr geworden“, fiebert er seiner Play-off-Premiere entgegen.

Kansas City Chiefs - Miami Dolphins

Im Anschluss steigt das vielleicht mit der größten Spannung erwartete Duell. Titelverteidiger Kansas City scheint so schwach wie nie in der Ära von Star-Spielmacher Patrick Mahomes und dennoch noch eine gewaltige Hürde. Mit 11:6-Siegen und nur 371 erzielten Punkten verbuchte das Team von Andy Reid die schwächste Saison seit sechs Jahren, dennoch gab es freilich den achten Divisions-Titel in Folge und Heimvorteil in den Play-offs.

Doch ob der auch so gewaltig ist? Im Arrowhead werden Samstag Temperaturen von -20 Grad erwartet! Die Receiver der Chiefs waren heuer ohnehin diejenigen, die ligaweit die meisten Bälle fallen ließen, leichter wird ihre Aufgabe unter diesen Bedingungen nicht. Gut möglich, dass Kansas City erstmals seit sechs Jahren wieder zum Play-off-Start scheitert.

Zumal auf der Gegenseite Tyreek Hill auf Revanche gegen sein Ex-Team aus ist und die Dolphins heuer zu dem wurden, was man von den Chiefs gewohnt war: Einer bestechenden Angriffsmaschinerie. Auch weil Quartebrack Tua Tagovailoa sein Niveau stark anhob. Das Geheimnis? Jiu Jitsu! Im Sommer bereitete sich der 25-Jährige mit diesem Kampfsport vor.

„Dadurch lernte er viel über Prävention und das richtige Fallen, ohne mit dem Kopf auf den Boden zu krachen“, erklärt Miami-Trainer Mike McDaniel, der in der Wiedererstarkung seines Vereins ebenfalls eine große Rolle spielt. „Das zeugt von Tuas Hingabe und Motivation für diesen Sport.“ Auch der in der Vergangenheit oft verletzte Tagovailoa bestätigt, wie viel ihm das gebracht habe: „Allein schon, dass ich diese Saison durchspielen konnte, ist ein Geschenk.“ Für viele seiner Kameraden gilt das nicht, beide Teams sind stark von Ausfällen geplagt.

Buffalo Bills - Pittsburgh Steelers

Vom Titelfavoriten zum Abgrund und wieder zurück. So verlief die turbulente Saison der Buffalo Bills. Mit einer zwischenzeitlichen Bilanz von 6:6 schienen die Bills fast draußen, gewannen aber ihre letzten fünf Spiele, unter anderem gegen starke Gegner wie die Chiefs, die Cowboys und die Dolphins, um sich sogar noch Platz zwei in der AFC zu sichern. Und damit sind die Bills zurück im absoluten Favoritenkreis, um endlich doch vielleicht den ersten Super-Bowl-Titel ihrer Vereinsgeschichte zu holen.

Noch wilder war der Ritt, den Pittsburgh durch den Grunddurchgang hinlegte. Zu einem gewissen Zeitpunkt berechneten Experten die Chancen der Steelers, die Play-offs zu erreichen, mit 4 Prozent. Doch letztlich schaffte es Trainer Mike Tomlin auch im 17. Jahr in Folge, die Saison ohne Negativbilanz zu beenden. Der berühmte „Stahlvorhang“ der Steelers-Abwehr scheint zum rechten Zeitpunkt wieder zu erstarken, zumal sich Safety Minkah Fitzpatrick wieder fit meldete. Dennoch sind die Bills am Samstag der klare Favorit.

Dallas Cowboys - Green Bay Packers

Auch in diesem Duell scheint die Favoritenfrage doch recht eindeutig geklärt. Für die erfolgsverwöhnten Packers-Fans war es erfreulich, dass man es nach einem Jahr Pause mit Quarterback Jordan Love, der die schwere Aufgabe hat, das Erbe von Aaron Rodgers anzutreten, zurück in die Play-offs schaffte. Doch die Pass-Abwehr Green Bays ist nach wie vor sehr wackelig, besonders in der Mitte des Feldes.

Das ist besonders schlecht gegen die Cowboys, deren Quarterback Dak Prescott es mit seiner Offensive exzellent versteht, genau diese Schwächen zu attackieren. 509 Punkte erzielte Dallas im Grunddurchgang und wies damit die potenteste Offensive auf. Besonders Prescotts Lieblingswaffe CeeDee Lamb dürfte von den Packers kaum in den Griff zu bekommen sein.

Detroit Lions - Los Angeles Rams

Doppeltes Wiedersehen in Detroit! Für beide Spielmacher wird das erste Play-off-Spiel gleich ein Duell mit ihrer eigenen Vergangenheit. Schließlich spielte Matthew Stafford 12 Saisonen für die Lions, ehe er im Tausch unter anderen für deren Quarterback Jared Goff zu den Rams wechselte - und sich dort in der Tat als das entscheidende fehlende Puzzleteil herausstellte, prompt mit Los Angeles den Super Bowl holte.

Dafür hatten die Rams durch hohe Gehaltszahlungen an Stafford und diverse Stars eigentlich die nächsten Jahre verkauft, doch nach einer schwachen Saison sind die Rams mit einem ganz jungen Team schon wieder zurück im Play-off. Unter anderem mit Jungstar Puka Nacua, der mit Cooper Kupp das vielleicht gefürchtetste Receiver-Duo der NFL bildet.

Doch Detroit ist aktuell das wohl ausgeglichenere Team. Goff ist super-motiviert auf das erste Wiedersehen mit den Rams, denen er den unfreiwilligen Abschied noch nachträgt. „Das werde ich sicher nie vergessen und ich denke, das ist gut so.“ Stattdessen will er nun für Detroit Geschichte schreiben, das seit 1992 (!) auf einen Sieg in den Play-offs wartet. Seither gab es neun Auftaktniederlagen. „Ich will dieser Stadt unbedingt einen Play-off-Sieg schenken“, ist dies Goffs Herzensanliegen. Die Chancen stehen wohl besser als zuletzt, immerhin ist es auch das erste Heimspiel der Lions seit 1994 in der Postseason.

Tampa Bay Buccaneers - Philadelphia Eagles

Den Abschluss bildet das Gastspiel des Vorjahresfinalisten bei Tampa Bay. Lange Zeit schien es so, als würden die Eagles auch heuer wieder Richtung Super Bowl fliegen. Doch schienen sie ihr Glück mit knappen Siegen zu Saisonbeginn aufgebraucht zu haben. Die anderen Teams adaptierten sich besser auf Philadelphias Spielweise, die Defensive konnte gegnerische Quarterbacks nicht mehr wie gewohnt unter Druck setzen. Die Folge waren fünf Niederlagen in den letzten sechs Spielen.

Doch auch Tampa Bay ist alles andere als in Topform. Im letzten Spiel des Grunddurchgangs sicherte man sich das Play-off-Ticket nur dank eines wenig schmeichelhaften 9:0 über Carolina, das schlechteste Team der Liga.

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