GUTEN MORGEN

Üble Wadlbeißerei | In die Augen schauen

Üble Wadlbeißerei. „Mehr miteinander“ und „weniger übereinander“ sollten wir reden - das ist der wichtigste Appell von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in seiner Neujahrsansprache. Wir hätten uns in den letzten Jahren angewöhnt, uns vor allem mit denen zu unterhalten, die ohnehin derselben Meinung seien wie wir. Und das sei auf Dauer nicht gut für unser Zusammenleben, findet der Präsident. Wir sollten uns zudem „nicht nur in den extremen Rändern unterhalten“, sollten schauen, was sich in der Mitte abspiele. Doch um in diese Mitte zu gelangen, müssten sich „alle“ bewegen. Dies sei immer der österreichische Weg gewesen. Der richtige Appell zur richtigen Zeit? Claus Pándi sieht das in seiner Kolumne in der heutige „Krone“ nicht so. Die Neujahrsrede „des Herrn Bundespräsidenten wirkte sehr freundlich und auch sehr gütig und einigermaßen aus der Zeit gefallen“, meint er. Tatsächlich klangen die Worte aus der Hofburg recht salbungsvoll. Wir wissen auch, dass die Appelle Van der Bellens meist verhallen. Andererseits wäre es wirklich allerhöchste Zeit für die politischen Spitzen im Lande, anstelle übler Wadlbeißerei wieder auf konstruktives Miteinander zu setzen. Ob sie das schaffen? Die Zweifel daran sind massiv.

In die Augen schauen. Überhaupt scheint die Stimmung in Österreich von schwerem Pessimismus geprägt zu sein. Unsere „Fragen des Tages“ halten manche für nicht repräsentativ. Aber wenn so wie gestern von fast 30.000 abstimmenden Lesern auf die Frage „Teuerung, Krisen, Kriege: Wird 2024 besser als 2023?“ nur 19 Prozent mit „Ja“ und 81 Prozent mit „Nein“ antworten - dann wirft das schon ein klares Licht (um nicht zu sagen: einen dunklen Schatten) auf die trübe Gemütsverfassung im Land. Immerhin scheint mittlerweile die Zahl der Politiker ein wenig größer zu werden, die das auch sehen und versuchen - wie der Bundespräsident - dagegen anzukämpfen. So kommt nun auch eine Aufforderung zur Versöhnung an SPÖ und ÖVP von ungewöhnlicher Seite: Der grüne Gesundheitsminister Johannes Rauch ruft die beiden ehemaligen Großparteien dazu auf, sich „nach den von Ex-Kanzler Sebastian Kurz geprägten Jahren der Entfremdung wieder anzunähern“. Sein Appell an ÖVP und SPÖ sei es, „dass sie miteinander koalitions- und gesprächsfähig sein müssen, sonst ist es bald aus mit den Koalitionsvarianten“. Völlig richtig. Und das sehen - man kann fast sagen: ausnahmsweise - zum Beispiel auch die Spitzen von ÖVP, SPÖ, aber selbst FPÖ in einem Bundesland, das heuer wie der Bund vor Wahlen steht: In der Steiermark versucht man sich leidlich erfolgreich an einem konstruktiven Klima ohne permanente Fouls. Wir werden heuer sehen, was bei den Menschen mehr punktet: Beinharter Kampf unter der Gürtellinie oder doch ein Wettbewerb auf Augenhöhe - bei dem und auch nach dem sich die Wahlkämpfer auch noch in die Augen schauen können.

Kommen Sie gut durch den Dienstag!

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