„Heuer hatten wir im September das Ausmaß vom Vorjahr“, erzählt Christian Wögerbauer, Sozialarbeiter bei REWO (regionales Wohnen). Er berät im Mühlviertel Menschen, die von einer Delogierung bedroht sind und weiß, dass die Zahlen steigen: „Bereits von 2021 auf 2022 gab es eine Steigerung um 30 Prozent.“
Im Vorjahr gab es 492 Verfahren in ganz Oberösterreich, drohten pro Woche zehn Wohnungsverluste. Betroffene sind oft Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, aber auch Familien mit Doppelverdienern.
Plötzlich reicht das Geld nicht mehr
Er erzählt: „Eine Mutter hatte gerade wieder zu arbeiten begonnen, als ihr Mann nach Krankenstand den Job verlor. Er hätte bei einer Stiftung anfangen können, ging nicht hin und meldete sich nicht ab, da wurde das Arbeitslosengeld gestrichen. Dann hatte das Auto einen Motorschaden – und es war kein Geld mehr fürs Wohnen übrig.“
Oft hohe Rückstände
Rückstände würden von einer Monatsmiete bis zu 8000 Euro reichen, weiß der Sozialarbeiter. Betroffene sollten Hilfe suchen, von der ersten Mahnung bis zum Räumungstermin würden rund vier Monate vergehen.
Konsumzwang steigt
Warum gibt es immer mehr Delogierungen? „Das Einkommen kommt mit der Teuerung nicht mit. Der Konsumzwang steigt: Um mithalten zu können, rennt viel auf Pump“, versucht er eine Erklärung.
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Zu Ostern noch Christkind-Raten
Nennen Sie mich Erbsenzähler oder altmodisch denkend. Egal. Aber unterm Christbaum liegt bei uns sicher kein Packerl, das nicht bezahlt ist.
„Kauf jetzt, zahle später“, „Ratenkauf auf 12 Monate“ - das ist kein Entgegenkommen der Händler, das ist schlicht Bauernfängerei und für manche Familie der Schritt in die Armutsfalle. Denn zu Ostern schaut die Finanzlage vermutlich nicht besser aus, da laufen die Raten für die Weihnachtsgeschenke noch immer, wenn schon die nächsten Packerln auf Pump versteckt werden.
Und das Christkind allein an den Ausgaben zu messen, ist ohnehin falsch!
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