Johann Moser, Architekt aus Waizenkirchen, setzte mit der Fassade für den EXPO-Pavillon in Osaka (Japan) ein Zeichen für Holzbau. Im Gespräch mit der „Krone“ erzählt er, warum er Klischees als Einstiegshilfe für die Besucher verwendet und warum Holz mehr Bedeutung in der Architektur bekommt.
Noch bis 13. Oktober 2025 findet die aktuelle EXPO in Osaka (Japan) statt – die „Krone“ hat bereits ausführlich berichtet. Die Weltausstellung bietet der Wirtschaft eine Plattform des Austauschs. Das Thema ist in die Zukunft gerichtet und lautet „Designing Future Society for Our Lives“. Der Österreich-Pavillon ist ein wahrere Eyecatcher am Gelände, denn seine Fassade wird von einer 16,5 Meter hohen Spirale aus Holz – einem Notenband – überspannt. Der Entwurf stammt vom Wiener Architekten Johann Moser, der ursprünglich aus Waizenkirchen stammt.
Was war denn Ihre Grundidee für den Pavillon?
Die EXPO ist wie ein großes Schaufenster in die Welt und da will sich jedes Land von seiner besten Seite zeigen. In Japan kennt man Österreich als Musik-Großmacht. Das Geschenk, das Kaiser Franz Joseph I. einst dem japanischen Tenno gemacht hatte, war ein Bösendorfer Flügel – mitsamt Klavierspieler. Die Spirale zeigt nun auf der Innenseite ein Notenband, das die ersten Takte von Beethovens „Ode an die Freude“ trägt. Die Außenseite zeigt die pure Holzkonstruktion.
Bedienen Sie da nicht einfach nur Klischees von Österreich als Musiknation
Wir nutzen das Klischee quasi als Einstiegshilfe, um dann den Besuchern ein vielfältiges und vielleicht nicht so bekanntes Bild von Österreich zu vermitteln. Denn es gibt in unserem Land ja neben den weltberühmten kulturellen Spitzenleistungen viele innovative „hidden Champions“, die oft nur Fachleuten bekannt sind. So ist Österreich im Bereich des modernen Ingenieurholzbaues international führend.
Was Holz kann, machen Sie mit der Spirale vor. Welche Maße hat sie? Wie baut man so eine imposante Skulptur?
Die Spirale ist ein 90 Meter langes und 4,3 Meter hohes Band, das sich in einer doppelten Windung 16,5 Meter in die Höhe dreht. Gebaut ist sie aus lauter ebenen Holzlamellen, die entsprechend gebogen wurden und dann miteinander verschraubt sind. Jede der 260 Diagonalen hat eine andere Verwindung und die tragenden Ober- und Untergurte sind aus 30 Holzschichten gebaut.
Momentan geht ein Ruck durch die Architektenszene. Zunehmend macht sich mehr und mehr auch in den Herzen der Architekten die Idee der Notwendigkeit breit, CO2-intensive Bauweisen zu reduzieren.
Architekt Johann Moser
Wo wurde das Band angefertigt?
Dieses Meisterstück des Ingenieurholzbaues wurde in Österreich konstruiert und gefertigt. Ein Wiener Statikbüro und eine Holzbaufirma in Horn, Niederösterreich, wirkten mit.
In Linz wird ja immer noch enorm viel aus Beton gebaut. Unterschätzt die Stadtplanung die Holzbauweise?
Momentan geht ein Ruck durch die Architektenszene. Zunehmend macht sich mehr und mehr auch in den Herzen der Architekten die Idee der Notwendigkeit breit, CO2-intensive Bauweisen zu reduzieren. Vor allem die Jungen sind sehr engagiert im Finden nachhaltiger Bauideen. Holz ist ein klassischer, aber zugleich auch ein hochmoderner Baustoff – es hat Zukunft!
Was ist das Aufgabenspektrum Ihres Büros, das seinen Sitz in Wien hat?
Wir sind ein etwa 70-köpfiges Architekturbüro, das Erich Bernard, Daniela Walten und ich 2004 gegründet haben. Nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen nennen wir uns BWM. Unsere Projektpalette reicht von Interior Design im Hospitality Bereich und Shop Design über klassische Architektur als Generalplaner im urbanen Kontext, von Denkmalschutz bis hin zu Kulturprojekten oder Museums- und Ausstellungsarchitektur. Für diese bin vor allem ich zuständig.
Nennen Sie uns zwei für Sie wichtige Projekte, die Ihr Büro in den vergangenen fünf Jahren realisiert hat.
Wir haben in Bad Gastein das gesamte Straubinger Ensemble als Hotelanlage gestaltet. Dann machen wir auch gerne Projekte, die im Vergleich dazu fast „Uhrmacherarbeiten“ sind, etwa das Besucherzentrum in der Staatsoper oder die Gestaltung der historischen Hansen-Bibliothek im Parlament.
Wie pflegen Sie Ihre Wurzeln zu Oberösterreich?
Meine vier Geschwister leben nach wie vor in und um Waizenkirchen, wo ich herkomme. So gibt es immer wieder einmal die Gelegenheit, dort vorbeizuschauen.
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