„Krone“-Kommentar

Als Genosse für die Bosse

Kolumnen
30.11.2023 06:00

Für eine gewisse Verwunderung sorgt in diesen Tagen die Meldung, dass Alfred Gusenbauer, ehemaliger SPÖ-Parteichef und immerhin zwei Jahre von 2007 bis 2008 Bundeskanzler der Republik, dem Vernehmen nach als Aufsichtsratschef der insolventen Signa-Gruppe etliche Millionen verdient haben soll.

EINERSEITS sollte man glauben, dass es durchaus vernünftig und keineswegs illegal ist, wenn langjährige Spitzenpolitiker ihre Erfahrung und ihre Kontakte nach dem Ausscheiden aus ihren Ämtern der Wirtschaft zur Verfügung stellen.

ANDERERSEITS gibt es schon zu denken, dass ausgerechnet führende Sozialdemokraten, die in ihren politischen Funktionen immer von der Solidarität mit dem „kleinen Mann“ und von sozialer Gerechtigkeit schwadronieren, in der Folge als „Genossen der Bosse“ Karriere machen.

Wenn man sich die Reihe der letzten roten Ex-Kanzler ansieht, so wurde Viktor Klima als Chef von VW Argentinien und später von VW Südamerika gut versorgt. Werner Faymann ist angeblich gegenwärtig als Unternehmensberater, Lobbyist und Immobilienentwickler erfolgreich. Christian Kern verdient mit der operativen Führung einer „European Locomotive Group“ wahrscheinlich auch recht gut.

Und Alfred Gusenbauer hat eben von Benkos Signa-Gruppe gute 6 Millionen Euro Honorar erhalten. Kurioserweise etwa ein Prozent jener 680 Millionen, die Genosse Olaf Scholz, damals deutscher Finanzminister, so mir nichts, dir nichts für Signa lockergemacht hat.

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