Molières „Menschenfeind“ feierte in etwas farbloser, aber dafür relativ eskapadenarmer Kusej-Inszenierung Premiere am Wiener Burgtheater. Fazit: Durchaus ansehbar!
Ein hysterischer Moralisierer, der sich mit seiner Empörungsroutine bis zur Vereinsamung isoliert: Damit lässt sich schon etwas anfangen. Nur, dass Molières Menschenfeind heute Mitglied einer woken Internetblase von Denunzianten wäre. Das Stück ist jedenfalls eine Pretiose, und als Star der Aufführung glänzt die so poetische wie sarkastische Alexandriner-Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger.
Dem Regisseur Martin Kušej ist die Nachvollziehbarkeit und relative Eskapadenfreiheit seines Schnelldurchgangs gutzuschreiben. Die flachen, beleidigten Extempores seien ihm gegönnt. Die überflüssigen Statisten sind diesmal nur halbnackt, der Spiegel als Bühnenbild belehrt uns überschaubar originell, dass wir alle gemeint sind. Die Ereignisse, in eine präpotente Upperclass-Partie versetzt, verlaufen trotz des eingesetzten Holzhammers etwas müde, Itay Tiran gewinnt erst gegen Ende Protagonistenformat. Für die interessantesten Bühnengestalten ist Mavie Hörbiger und Alexandra Henkel zu danken.
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