Uraufführung: Peter Turrini hat ein Stück über den Liederfürsten geschrieben. Bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf wird aus „Franz Schubert, für immer und ewig“ eine eher seltsame Schubertiade.
Mit 31 Jahren starb Franz Schubert 1828 in Wien. 2025 haucht er auf Burg Perchtoldsdorf erneut sein Leben aus. In Gestalt von Stephan Bieker, Jahrgang 1968. Der sitzt kurz nach 22 Uhr in einer Kutsche. Als ihm die Augen geschlossen werden, merkt man, dass er tot spielt. Davor hat man auch einige Happen in wohlfeiler Peter Turrini-Sprachkunst erlebt.
In seinem 55. Stück schickt der Dramatiker den Komponisten auf eine letzte Landpartie. Die geht in Perchtoldsdorf in ein verbranntes, geschmäcklerisches Niemandsland aus Sand, Mull und rauchenden Trümmern, das Intendant-Regisseur-Bühnenbildner Alexander Paul Kubelka vor der Burg ausgelegt hat.
Dahinein fährt ein Flügel, von dem aus Clara Frühstück die Tasten bedienend das Stück kapert. Natürlich mit viel „Winterreise“, anderem bekanntem, dann noch ein wenig Andante aus dem 2. Klaviertrio sowie braven Paraphrasen. Oliver Welter greift in die Stromgitarre und versucht sich mit rauer Lied-Stimme. Als „Winterreise“-Duo sind die beiden seit der Premiere im Akademietheater 2021 unterwegs.
Das durchwegs gute Ensemble geistert dazu wie einem Gruselkabinett entsprungen trostlos durch die Bühnenbrache. Spielerisch eher unterfordert, muss es auch viel singen und exaltiert tänzeln, während Schubert brav depressiv an der Liebe zu Josepha von Weisborn scheitert. Man würde gerne mehr Turrini, weniger Kubelka, Frühstück, Welter erleben. So manches gerät da gefährlich nah an den Kitsch, bedient einmal mehr das obligate Schubert-Abziehbild.
War er tatsächlich nur ein vermurkster Wappler und Klemmer? Die Antwort verspielt Clara Frühstück zum Finale am unsinnlich hart verstärkten Bösendorfer. Gute Nacht.
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