16 Zivilisten getötet

US-Soldat war wohl auf Rache aus und hatte getrunken

Ausland
16.03.2012 08:24
Der Anwalt jenes US-Soldaten, der beschuldigt wird, am vergangenen Sonntag 16 Zivilpersonen in Afghanistan erschossen zu haben, hat nun ein mögliches Motiv des 38-Jährigen genannt: Der Unteroffizier habe am Vortag mit ansehen müssen, wie einem Freund bei einer Explosion das Bein weggerissen wurde. Die "New York Times" berichtet zudem, dass auch Alkohol im Spiel gewesen sei.

Anwalt John Henry Browne erklärte, die Familie des Beschuldigten habe ihm Details genannt. Demnach habe der Zwischenfall mit der Explosion alle Soldaten in dem kleinen Stützpunkt in der Provinz Kandahar erschüttert. "Das Bein seines Freundes wurde weggesprengt, und er stand neben ihm", sagte der Anwalt, der sich unter anderem als Verteidiger des Serienmörders Ted Bundy sowie eines Diebes, der als "Barfuß-Bandit" bekannt wurde, in den USA einen Namen gemacht hatte.

Zwei Mal im Irak verwundet
In den Militärakten seines Mandanten gebe es keine Vermerke über Fehlverhalten, betonte Browne. Sein Mandant, dessen Name er um der Sicherheit seiner Familie willen nicht nennen wolle, sei drei Mal im Irak gewesen und dabei zwei Mal verwundet worden. Wie die "Washington Post" berichtete, habe er einmal ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten, einmal habe er einen Teil eines Fußes verloren - siehe Story in der Infobox.

Afghanistan sei nun sein vierter Auslandseinsatz gewesen, sagte Browne. "Er war nicht begeistert über eine weitere Stationierung. Ihm wurde gesagt, er werde nicht wieder hingeschickt. Dann wurde ihm gesagt, er habe zu gehen."

Der 38-Jährige sei verheiratet und habe zwei drei und vier Jahre alte Kinder. Er wurde nach US-Angaben inzwischen in eine US-Haftanstalt nach Kuwait gebracht. Die Familie sei "total geschockt" von der Tat, sagte Browne. "Er hat sich nie feindselig gegen Muslime geäußert. Er ist im Allgemeinen sehr sanft", sagte Browne. Ehe- und Alkoholprobleme - wie von Medien berichtet - wies Browne zurück.

"Stress, Eheprobleme, Alkohol"
Vor allem die "New York Times" hatte zuvor mit brisanten Theorien zu dem Fall für Aufmerksamkeit gesorgt. Unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Regierungsvertreter berichtete die Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe, dass der beschuldigte Unteroffizier in der fraglichen Nacht Alkohol getrunken habe. Außerdem habe er im Zusammenhang mit seinem vierten Kampfeinsatz unter Stress gestanden und wegen der Einsätze auch Probleme mit seiner Frau gehabt.

"Am Ende wird es eine Kombination aus Stress, Alkohol und häuslichen Problemen sein - er ist einfach ausgerastet", wird der Regierungsvertreter zitiert, der dem Bericht zufolge über die Untersuchungsergebnisse informiert wurde. Nach seinen Angaben soll der mutmaßliche Amokschütze demnächst in die USA gebracht werden, vermutlich nach Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas. Kuwait wolle den Soldaten nicht länger im Land behalten.

Das Parlament in Kabul hatte ein öffentliches Verfahren gegen den Mann in Afghanistan gefordert. Dass er aber vor ein US-Militärgericht gestellt wird, gilt als sicher. Anklage wurde noch nicht erhoben.

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