Schönste Wanderrouten

Ein Meer geschaffen aus Stein und Fels

Vorarlberg
20.10.2023 14:25

Das Gebiet rund um den Formarinsee ist nicht nur landschaftlich reizvoll, sondern auch aus geologischer Sicht.

Vielfach durchlöcherte Felskörper und Spalten, die sich inmitten der grauen Oberfläche auftun, sowie Steine mit merkwürdig geriffelten Mustern als hätte ein großes Tier hier seine Krallen gewetzt: Das „Steinerne Meer“ ist eine Karstlandschaft, wie es sie in Vorarlberg kein zweites Mal gibt. Der Name ist Programm, denn es finden sich hier häufig versteinerte Korallenstöcke, Schalen von Muscheln (Megalodonten), Turmschnecken, Ammoniten und Belemniten. Die Felsen und Gesteine, die heute das „Steinerne Meer“ bilden, sind vor 200 Millionen Jahren durch Ablagerungen entstanden.

Die Begehbarkeit des Geländes wird durch ein dichtes Netz von Einsturz- und Lösungsdolinen, Spalten und Kluftkarren erschwert. Dennoch führt ein Wanderpfad an den äußeren Ausläufern des „Steinernen Meers“ vorbei. Wer trittsicher und geologisch interessiert ist, der sollte sich diese besondere Landschaft auf jeden Fall einmal ansehen. Dank des ungewöhnlich schönen Oktoberwetters wird auch der Lecher Wanderbus noch bis Ende des Monats fahren.

Der Formarinsee in all seinen Farben
Ausgangspunkt für die Tour ist beim Formarinsee, der auch die letzte Haltestelle der Shuttlebuslinie bildet. Der Hochgebirgssee liegt auf 1793 Meter Seehöhe in unmittelbarer Nähe der markanten Roten Wand und dem Berg Formaletsch. Das Gewässer, dessen Färbung je nach Sonnenstand zwischen Lichtgrün und dunklem Grünblau wechselt, bildet sich jedes Jahr von Neuem aus Schmelzwasser. Der See verfügt über keinen oberflächlichen Abfluss, die Entwässerung erfolgt unterirdisch über ein zerklüftetes Karsthöhlensystem. In der Nähe des Sees entspringt auch der Formarinbach, einer der beiden Quellflüsse des Lechs. Obwohl eine Namensgleichheit besteht, wird der Bach nicht vom Formarinsee gespeist, sondern verfügt über eine eigene Quelle.

Tipps zur Wanderung

Typ: anspruchsvolle Themenwanderung
Dauer: dreieinviertel Stunden (hin/retour auf gleicher Strecke, reine Gehzeit)
Anforderung: gute Grundkondition, Trittsicherheit
Ausrüstung: knöchelhohe Bergschuhe mit guter Profilsohle, dem Wetter angepasste Kleidung im Schichtprinzip (mitunter herrschen bereits eisige Temperaturen), Tagesrucksack mit Getränk und Jause, Sonnenschutz, Geld für Busfahrt
Einkehrmöglichkeiten: große Auswahl in Lech
Öffentl. Verkehrsmittel: der Wanderbus zum Formarinsee fährt noch bis 29. Oktober jeweils drei Mal täglich (z.B.: ab Rüfiplatz in der Ortsmitte v. Lech), ein Tagesticket inklusive Maut kostet 22 Euro; letzte Fahrt vom Formarinsee um 15.30 Uhr

Von der Bushaltestelle gibt es gleich zwei verschiedene Streckenvarianten zum „Steinernen Meer“: entweder über die Formarinalpe oder über den Formarinsee. Letzterer wurde 2015 im Rahmen der TV-Sendung „9 Plätze - 9 Schätze“ zusammen mit der Roten Wand zum schönsten Platz Österreichs gewählt - daher wird die heutige Tour dort begonnen. Es geht also von der Haltestelle geradewegs zum See. Dieser wird auf einer Güterstraße großzügig umrundet, bis man nach rund 40 Minuten Gehzeit zur Freiburger Hütte gelangt. Eine Einkehr ist jetzt nach Saisonende nicht möglich, sondern erst wieder im Juni. Hinter dem Gebäude führt ein Pfad weiter bergan.

Majestätische Gipfel
Rund eineinhalb Stunden sind es bis zum Ziel. Dort, wo die Hügel und Bergkuppen die Sonne verdecken, liegt bereits eine zarte Schneeschicht und die Pfützen sind gefroren. Man sollte daher genau aufpassen, wohin man seinen Fuß setzt, um nicht auszurutschen. Lange begleitet einen die grandiose Aussicht auf den schimmernden See sowie die dahinterliegende Rote Wand, die ihre Gipfel majestätisch in den blitzblauen Oktoberhimmel streckt. Sie ist der wohl markanteste Berg des Lechquellgebirges und nach der Unteren Wildgrubenspitze der zweithöchste. Ihren Namen hat die Rote Wand dem Liaskalk, der sich wie ein rotes Band durch die bis zu 400 Meter hohe Südwand zieht.

Schließlich kehrt man Berg und See den Rücken und wandert ein Stück weit eben auf einem Hochplateau in Richtung Klostertal. Zur Linken erhebt sich der Formaletsch (2292 Meter), rechter Hand ragt die Saladinaspitze (2230 Meter) empor. Am Fuße des Formaletsch erstreckt sich die Karsthochfläche. Ab hier ist es nicht immer leicht, den Wegmarkierungen zu folgen. Zudem ist Vorsicht geboten, da die Gesteinsoberfläche um diese Jahreszeit rutschig sein kann.

Pflanzenkunde

Die Bergkiefer ist eine vielgestaltige Pflanzenart aus der Familie der Kieferngewächse. Ihre dunkelgrünen, spitzen Nadeln werden bis zu fünf Zentimeter lang und jede Pflanze verfügt sowohl über weibliche als auch über männliche Zapfen. Die Bergkiefer kommt in mindestens drei Unterarten sowie weiteren Zwischenformen vor, welche sich in Gestalt und Vorkommen voneinander unterscheiden. Dazu zählt die Latsche (od. Krüppelkiefer), die meist strauchartig wächst und eine Größe zwischen ein und drei Meter erreicht. Ihr Hauptvorkommen liegt in den Alpen zwischen 1000 und 2700 Meter Höhe. Diese Art ist (bis auf Wien und das Burgenland) häufig in Österreich anzutreffen. Die Spirke erreicht Wuchshöhen bis zu 25 Metern und bildet teilweise ausgedehnte Reinbestände. Die Moor-Bergkiefer steht im Habitus zwischen Latsche und Spirke, sie ist ebenfalls ein Gehölz der montanen Stufe und steigt in Höhenlagen von bis zu 1700 Metern auf. Allen Arten ist gemein, dass sie überaus frosthart, widerstandsfähig und genügsam sind - perfekt für hochalpine Lagen!

Man hat nun die Möglichkeit, der Strecke am Rande des „Steinernen Meers“ zu folgen und schließlich über die Formarinalpe abzusteigen - was auf jeden Fall Trittsicherheit und gutes Schuhwerk erfordert. Oder man wählt denselben Weg wieder retour. Beim Formarinsee kann man wahlweise von der Güterstraße auf einen schmalen Pfad wechseln, welcher näher am Ufer vorbeiführt, und so die Route etwas variieren. Retour nach Lech geht es mit dem Shuttlebus.

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