75 Jahre Neurologie

Gamechanger in der Demenz-Therapie

Kärnten
06.10.2023 14:01

Die Abteilung für Neurologie im Klinikum Klagenfurt feiert ihren 75. Geburtstag. Pro Jahr werden dort 4000 Patienten stationär behandelt. Neue Medikamente lassen hoffen, dass auch Demenz künftig besser zu stoppen sein könnte.

Weltweit sind neun Millionen Todesfälle auf neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, Meningitis oder Demenz zurückzuführen. Dem großen Feld der neurologischen Erkrankungen nimmt sich seit 1948 in Klagenfurt eine eigene Abteilung an - einst hatte diese drei bis vier Ärzte, heute betreuen 173 Mitarbeiter, davon 37 Mediziner, die 4000 Patienten in 89 Betten.

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Wir sprechen von 75 Jahren und einem Musterbeispiel für interdiszipläres Arbeiten.

Primarius Jörg Weber, Abteilungsvorstand der Neurologie am Klinikum Klagenfurt

Und die Forschung macht enorme Fortschritte. „Vor 25 Jahren waren Schlaganfälle im Grunde unbehandelbar, heute kann man mit Medikamenten und Kathetern die Blutgerinnsel entfernen und teils völlige Beschwerdefreiheit erreichen“, so Julia Ferrari von der Österreichischen Schlaganfallgesellschaft. Etwa 1400 Schlaganfälle werden jährlich in Kärnten diagnostiziert.

Zusammenarbeit der Experten hilft den Patienten
Seltener ist die Multiple Sklerose - rund 700 Kärntner wegen MS behandelt. „Für einen zweiten Expertenblick kooperieren die Neurologie der Med Uni Graz und das Klinikum Klagenfurt intensiv“, erklärt der Grazer Klinikvorstand Christian Enzinger.

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Den Aktionsplan der Hirngesundheit, Brain Health, hat die WHO ins Leben gerufen - ein weltweiter Zehn-Jahres-Plan. Es geht um Ausbildung, Behandlung, Prävention, Forschung, Public Health.

Wolfgang Grisold, Präsident der World Federation of Neurology

Eine immer größer werdende Herausforderung sind Demenzerkrankungen. „Wir auf der Abteilung diagnostizieren pro Woche zwei Demenzen“, so Primarius Jörg Weber. In Kärnten dürfte es 8000 Betroffene geben. Neue Medikamente dürften bald zugelassen werden, sie sollen das Fortschreiten der Erkrankung stoppen. „Ein Gamechanger!“

Fakten

Rund 130.000 Menschen leben in Österreich mit irgendeiner Form der Demenz. Laut Hochrechnungen der WHO dürften im Jahr 2050  weltweit 139 Millionen Menschen eine Demenzerkrankung haben. „Wo wir bei der Multiplen Sklerose vor 20 Jahren standen, stehen wir heute bei der Demenz“, so Primarius Jörg Weber. Und auch für die Behandlung von Demenz seien bereits vielversprechende Medikamente in den Zulassungsverfahren.

Die WHO hat den Aktionsplan der Hirngesundheit ins Leben gerufen. Ziel ist es, die globale Versorgung zu stärken und neue Behandlungen und Therapien zu etablieren.

„Enorm entscheidend ist die Früherkennung. Im Klinikum Klagenfurt betreut eine interdisziplinäre Spezialambulanz in Kooperation mit der Geriatrie und der Psychiatrie Demenzkranke“, erklärt Weber.

Demenzfreundliche Gemeinden
„Kärnten hat bereits demenzfreundliche Gemeinden, in denen beispielsweise Mitarbeiter von Gemeindeämtern für den Umgang mit Demenzerkrankten geschult werden. Spezielle Museumsvermittler können für Ausflüge zu Ausstellungen übers Land organisiert werden. Betroffene und Angehörige sollen entlastet werden“, freut sich Gesundheitsreferentin Beate Prettner über diese Initiative. Moosburg, St. Andrä und Velden zählen beispielsweise zu den demenzfreundlichen Gemeinden.

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