Migranten verhaftet
Die Angst geht um: Proteste in USA weiten sich aus
Gerüchte über eine großangelegte Razzia der Trump-Regierung haben in Los Angeles zu Ausschreitungen geführt, die für weltweites Aufsehen sorgten (wir berichteten). Sie hatten sich am verstärkten Vorgehen der Bundesbehörden entzündet, irregulär eingereiste Migranten festzunehmen. Washington stellt die Proteste als gewalttätige Bedrohung für die Nation dar und fordert militärische Gewalt – vielen sehen allerdings in der Geschichte ein hausgemachtes Problem …
Nach Auffassung der Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, etwa wurde die Krise in Washington selbst ausgelöst. „Vor einer Woche war alles friedlich in Los Angeles“, beschwerte sich Bass vor Journalisten. „Die Dinge begannen am Freitag schwierig zu werden, als Razzien stattfanden“, führte sie aus. Das Vorgehen der Einwanderungsbehörde sei die „Ursache für die Probleme“. Dies sei „vom Weißen Haus provoziert“ worden. Sie fordert ein Gespräch mit Trump. „Ich möchte, dass er die Bedeutung dessen versteht, was hier passiert“, gab sich Bass am Mittwoch bei einer Pressekonferenz kämpferisch.
Trump hat die Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr unter anderem mit dem Versprechen gewonnen, hart gegen die – seiner Meinung nach – stattfindende „Invasion“ von Einwanderern ohne Papiere vorzugehen. „Wir werden ein sicheres Land haben“, prahlte der 78-Jährige am Mittwoch vor Journalisten auf dem Weg zu einer Musical-Aufführung in Washington. Wäre er „nicht dort gewesen“, wäre Los Angeles „bis auf die Grundmauern niedergebrannt“, behauptete der Republikaner mit Blick auf die von ihm angeordnete Entsendung von 700 Marineinfanteristen und 4000 Nationalgardisten gegen den Willen des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom, der Trump seinerseits „diktatorisches“ Verhalten vorwarf.
Zusammenstöße mit der Polizei in Seattle
Mittlerweile haben die Proteste gegen Trumps Einwanderungspolitik bereits weitere US-Städte erfasst. In der kalifornischen Millionenmetropole versammelten sich am Mittwoch (Ortszeit) wieder mehr als tausend Menschen zu einem Protestzug. In Seattle kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Demonstrationen wurden auch aus St. Louis, Raleigh, Manhattan, Indianapolis, Spokane und Denver gemeldet.
Ein Protestzug in der Innenstadt von Seattle sei am Mittwochabend (Ortszeit) zwar größtenteils friedlich verlaufen, verriet die Polizei. Einzelne Teilnehmer hätten jedoch einen Müllcontainer in Brand gesetzt und mit Feuerwerkskörpern, Steinen und Flaschen auf Polizisten geworfen. Acht Festnahmen habe es gegeben.
Auch im texanischen San Antonio, wo der republikanische Gouverneur Greg Abbott die Nationalgarde des Staates eingesetzt hat, versammelten sich hunderte Menschen nahe dem Rathaus. In Spokane im US-Staat Washington verhängte Bürgermeisterin Lisa Brown am Mittwochabend eine Ausgangssperre. Dort gab es nach Angaben der Polizei mehr als 30 Festnahmen.
Mann auf Kirchenparkplatz gepackt
Unterdessen gingen die Festnahmen von Migranten am Mittwoch offenbar weiter. Eine Pastorin aus der Vorstadt Downey schilderte dem Sender KTLA, fünf bewaffnete Männer, die in Autos mit Nummernschildern anderer US-Staaten unterwegs gewesen seien, hätten einen Spanisch sprechenden Mann auf dem Parkplatz der Kirche gepackt. Als sie die Männer zur Rede gestellt und nach ihren Ausweisen gefragt habe, hätten sie die Auskunft verweigert.
Landesweite Proteste am Samstag geplant
Für Samstag sind landesweite Proteste unter dem Motto „Keine Könige“ geplant. Am gleichen Tag findet in Washington eine große Militärparade statt – offiziell zum 250. Jahrestag der Gründung der US-Armee, aber gleichzeitig an Trumps 79. Geburtstag. Jeglichen Protesten während der Parade werde mit „sehr harter Gewalt“ begegnet, drohte Trump am Dienstag.
„Die Leute fühlen sich so hilflos“
Joe aus Paramount, Großraum von Los Angeles, kann den Frust der Menschen in den Vereinigten Staaten verstehen. „Angeblich sind wir ein freies Land und haben all diese Rechte. Aber in Wirklichkeit weiß man nie. Die Leute fühlen sich so hilflos“, meint der Mann. Das traurige sei, dass hier ein Exempel für den Umgang mit Menschen weltweit statuiert werde.
Nur wenige Schritte entfernt von ihm, auf der anderen Straßenseite, steht das Tor zum Gewerbepark weit offen. Im Hof stehen Soldaten mit Gewehren im Anschlag. Seit Sonntagmorgen stehen sie hier in Paramount – auf Geheiß des Präsidenten. Medien zufolge wegen einer lokalen Einsatzzentrale für künftige Razzien. Fotos dürfe der Reporter machen, sagt ein freundlicher Uniformierter. Aber bitte nichts fragen, er müsse etwas beschützen. Und was? Der Soldat lächelt und schweigt.
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