Weil er Kevin heißt!

30-Jähriger saß zwei Monate unschuldig in U-Haft

Burgenland
13.09.2023 16:00

Kevin ist nicht gleich Kevin: Nicht zuletzt wegen einer Verwechslung verlor ein 30-Jähriger 59 Tage seines Lebens. Bei der Verhandlung am Landesgericht Eisenstadt tauchten plötzlich Fragen auf, die schon längst im Vorfeld beantwortet werden hätten können.

Verloren stand er da mit seinem Plastiksackerl, obwohl er gerade gewonnen hatte. „Ich weiß nicht, wie ich jetzt mit meinen 40 Euro heimkommen soll“, sagte Kevin L., ehe er in den Bus Richtung Bahnhof Eisenstadt stieg. 59 Tage war der 30-Jährige nicht zuletzt wegen einer Verwechslung in U-Haft gesessen. Die zu erwartende Entschädigung - maximal 100 Euro pro Tag - wird die verlorenen zwei Monate nicht zurückbringen. „Ich habe den dritten Geburtstag meiner Tochter verpasst. Und ihre Einschulung in den Kindergarten. Aber ich bin froh, dass der Albtraum ein Ende hat“, sagte der Deutsche, der seit 2019 in Ungarn lebt.

SIM-Karte bereits 2020 zurückgegeben
Am 13. Oktober 2022 suchte eine Diebesbande vier Friedhöfe in Oberwart, Pinkafeld, Pinggau und Rohrbach/Lafnitz heim und nahm von 48 Ruhestätten Kreuze, Statuen und Vasen im Wert von 50.000 Euro mit. Die Handydaten-Auswertung ergab, dass das Telefon von Kevin L. an den Tatorten eingeloggt war. Bloß: Der hatte die ausgeborgte SIM-Karte schon Anfang 2020 an den Eigentümer zurückgegeben.

Doppelt so schwer wie der andere Kevin
Zudem war Kevin L. vom Ober-Grabräuber bei dessen Prozess am 28. Juli - er fasste 20 Monate Haft aus - belastet worden. Ja, er kenne einen Kevin aus Szombathely: 1,75 Meter groß, 65 Kilogramm, dunkle Haut. Der Tatsächliche wiegt das Doppelte. Und wohnt 120 Kilometer weit weg.

Hätte man ihm damals nicht einfach ein Foto von Kevin L. vorlegen können?

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Ich habe ihn wegen des Vornamens mit dem Cousin meines Kompagnons verwechselt. Ich habe ihn noch nie gesehen.

Der Ober-Grabräuber, bereits verurteilt zu 20 Monaten Haft

„Tut mir echt leid“
Am Mittwoch sagte der Verurteilte im Zeugenstand: „Ich habe ihn wegen des Vornamens mit dem Cousin meines Kompagnons verwechselt. Ich habe ihn noch nie gesehen. Die SIM-Karte habe ich gekauft und sie in mein Handy eingebaut. Beim Raub waren wir nur zu zweit. Tut mir echt leid.“

Umgehend ließ die Staatsanwältin die ohnehin schwache Anklage fallen. Und der Mandant von Rechtsanwältin Ina-Christin Stiglitz durfte sein Plastiksackerl packen.

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